Drei Geiseln der Hamas wurden am 8. Februar 2025 aus dem Gazastreifen nach Israel zurückgebracht. Ohad Ben Ami (56), Or Levy (34) und Eli Scharabi (52) erlebten die Rückkehr nach 491 Tagen Geiselhaft in Deir al-Balah. Die Männer zeigten sich in einem erschütternden Zustand, bleich und abgemagert, was die emotionalen Reaktionen ihrer Familienmitglieder während der Live-Übertragung verstärkte. Israels Außenminister Gideon Saar verglich die Geiseln mit Holocaust-Überlebenden und äußerte seine Besorgnis über den körperlichen Zustand der zurückgekehrten Männer. Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog bezeichnete die Geiselhaltung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und betonte die Dringlichkeit der Situation.
Diese Geiselfreilassung markiert die fünfte seit Inkrafttreten der Waffenruhe am 19. Januar. Im Gegenzug zu den freigelassenen Geiseln plant Israel die Entlassung von 183 palästinensischen Häftlingen aus seinen Gefängnissen. Darunter befinden sich 18 Gefangene, die wegen Mordes und Terrorismus lebenslang verurteilt wurden. Während der Übergabe versammelten sich Hunderte Schaulustige, um den Moment zu verfolgen, wobei es diesmal keine chaotischen Szenen gab, wie sie bei früheren Freilassungen häufig vorkamen.
Das Schicksal der Familien
Die Hintergründe der Entführungen sind tragisch. Ohad Ben Ami, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, wurde am 7. Oktober 2023 zusammen mit seiner Frau Raz entführt. Raz wurde während einer Waffenruhe im November 2023 freigelassen. Eli Scharabi erlebte ebenfalls eine herzzerreißende Rückkehr: Er erfuhr mit entsetzlichem Schock von der Ermordung seiner Frau und zwei Töchter während des Angriffs. Ein weiterer Geisel, Or Levy, wurde während eines Musikfestivals entführt, bei dem seine Frau, Einav, erschossen wurde.
Die Rückkehr der Geiseln erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die Schicksale weiterer entführter Familienmitglieder ungewiss bleiben. Das Schicksal einer Mutter und ihrer beiden Kinder ist weiterhin ungeklärt, und insgesamt sollen noch 76 Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden, von denen 35 vermutlich tot sind. Die Hamas plant, am Samstag drei weitere Geiseln freizulassen, was die Spannungen in der Region weiter erhöhen könnte.
Reaktionen und internationale Forderungen
In den letzten Monaten haben viele Angehörige von Geiseln aktiv Proteste organisiert. Ella Ben Ami, deren Eltern am 7. Oktober entführt wurden, verlangt von der israelischen Regierung, sich um das Wohlergehen der Geiseln zu kümmern. Auch Yonatan Zeigen, dessen 74-jährige Mutter Vivian Silver entführt wurde, fordert einen Waffenstillstand sowie die Rückkehr aller Geiseln. Moshi Lotem, dessen Tochter und Enkelkinder in Gaza festgehalten werden, appelliert an internationale Organisationen, die Schicksale der Geiseln zu klären und ihre Rückkehr zu ermöglichen.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen aufmerksam. Amnesty International hat für die humane Behandlung aller Gefangenen plädiert und fordert, dass verletzte oder kranke Geiseln geeignete medizinische Versorgung erhalten. Nach den Genfer Abkommen und dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs gelten die Geiselnahmen als Kriegsverbrechen, was den Druck auf die Konfliktparteien erhöht, die Geiselhaltung zu beenden und eine friedliche Lösung anzustreben.
Die Situation bleibt angespannt, und der Weg zu einer endgültigen Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas steht weiterhin in den Sternen. Die Rückkehr der drei Geiseln ist ein positiver Schritt, doch die vielen offenen Fragen und leidvollen Geschichten der Hinterbliebenen verdeutlichen die menschlichen Tragödien, die hinter den politischen Konflikten stehen.