Am 20. Januar 2025 wurden 90 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen. Dieser Schritt geschah im Rahmen eines Gefangenenaustauschs, der während des Waffenstillstands zwischen Hamas und Israel stattfand. Die freigelassenen Personen wurden in Ramallah, im besetzten Westjordanland, von jubelnden Menschenmengen empfangen. Die Busse des Roten Kreuzes trafen um 1 Uhr Ortszeit (23:00 GMT) ein.
Unter den Entlassenen waren 69 Frauen und 21 jugendliche Jungen, von denen einige erst 12 Jahre alt waren. Khalida Jarrar, ein prominentes Mitglied der Volksfront zur Befreiung Palästinas, gehörte ebenfalls zu den Freigelassenen. Sie hatte sechs Monate in Einzelhaft unter „administrativer Haft“ verbracht. Vor der Freilassung wurden zudem drei israelische Frauen in Gaza freigelassen, was die Komplexität des Gefangenenaustauschs unterstreicht.
Hintergrund des Gefangenenaustauschs
Der Gefangenenaustausch ist der erste seit November 2023. Schätzungen zufolge sind zwischen 1.000 und 2.000 Palästinenser vorgesehen, die im Rahmen des Waffenstillstands entlassen werden, wobei der genaue Plan noch unklar ist. In den kommenden 42 Tagen wird Hamas insgesamt 33 israelische Geiseln zurückgeben, während die nächste Freilassung bereits für den kommenden Samstag geplant ist. Das Abkommen zeigt die fragilen Bedingungen der aktuellen Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien, die in zwei Wochen mit der zweiten Phase fortgesetzt werden sollen.
Die humanitären Bedingungen für Palästinenser in Israel haben sich drastisch verschlechtert. Seit dem Beginn des Konflikts am 7. Oktober 2023 wurden mehr als 46.000 Palästinenser getötet, und fast 90 % der Bevölkerung Gazas sind durch israelische Angriffe und Evakuierungsbefehle vertrieben worden. Berichte über Misshandlungen und unzumutbare Haftbedingungen sind häufig. Ein freigelassener Palästinenser, Azzedin, 17 Jahre alt, berichtete über die polarisierende Situation in den Gefängnissen: „Vor dem Angriff waren die Lebensbedingungen für Palästinenser akzeptabel; nach dem Angriff verschlechterten sie sich drastisch“, schilderte er.
Misshandlungen und Überbelegung in israelischen Gefängnissen
Die Berichte über die Lebensverhältnisse der Gefangenen sind alarmierend. Überfüllte Zellen und unzureichende Nahrungsversorgung sind an der Tagesordnung. Laut der palästinensischen Organisation Addameer ist die Zahl der Sicherheitsgefangenen von etwa 5.000 im September auf knapp 9.000 angestiegen. Mehr als 88 % der Gefangenen leben auf weniger als drei Quadratmetern pro Kopf. Auch der Zugang zu medizinischer Versorgung und Freizeitmöglichkeiten ist stark eingeschränkt.
Ein weiterer besorgniserregender Punkt sind die ungeklärten Todesfälle von Gefangenen, darunter Abdulrahman al-Bahasch, dessen Tod kürzlich im Meggido-Gefängnis unter ungeklärten Umständen festgestellt wurde. Autopsien zeigten Gewaltspuren, und Ermittlungen zu den Todesfällen laufen bereits. Die Berichterstattung über die Bedingungen für Arabische Gefangene hat in den letzten Monaten stark zugenommen, und Menschenrechtsorganisationen sprechen von einer dramatischen Verschlechterung.
Mit der Freilassung dieser 90 Palästinenser wird ein Hoffnungsschimmer für viele Familien geschaffen, die auf ihre Rückkehr warten. Amanda Abu Sharkh, eine der Zuschauerinnen, die die freigelassenen Bekannten begrüßte, zeugt von der Erleichterung und Freude, die diese Rückkehr mit sich brachte, während sich gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die vielen verbleibenden Inhaftierten richtet.
Weitere Informationen sind verfügbar bei Al Jazeera, Spiegel und taz.