Am 1. März 2025 fanden in Serbien erneut massive Proteste statt, die sich aus der Trauer und dem aufgestauten Unmut der Bevölkerung über Korruption und Ungerechtigkeit speisen. Diese Demonstrationen erhielten neuen Schwung nach einem tragischen Vorfall im November, bei dem 15 Menschen starben, als ein Dach des neu renovierten Bahnhofs in Novi Sad einstürzte. Laut Al Jazeera begannen die Proteste als Trauerbekundung und entwickelten sich schnell zu einer breiten Bewegung, die die Regierung herausfordert.

In der Stadt Niš hielten tausende Menschen eine 15-minütige Schweigeminute zur Erinnerung an die Opfer ab. Hunderte von Studenten marschierten durch die Stadt und zogen auch in andere Stätten, wo sie Unterstützung von Bürgern erhielten, die zeigten, dass der Unmut sich über die Stadtgrenzen hinaus ausbreitet. Anwohner richteten improvisierte Stände ein, um Essen und Getränke anzubieten, während die Demonstranten Flaggen und Banner gegen die Korruption trugen, begleitet von Trillerpfeifen und Vuvuzelas.

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Proteste als Widerstand gegen Korruption

Die Protestbewegung kam nicht aus dem Nichts. Seit dem tödlichen Unglück im November sind die Demonstrationen in Serbien gewachsen. Kritiker machen Präsident Aleksandar Vučić und seine Regierung für den Vorfall verantwortlich und werfen ihnen Korruption und mangelnde Verantwortung vor. Die Veranstaltungen ziehen regelmäßig zehntausende Menschen an und werden als eine ernsthafte Herausforderung für die Regierung wahrgenommen. Laut AP News bezeichnen viele die jüngsten Proteste als „Weckruf“ für Serbien.

Die Studenten fragen durch ihre Proteste nach funktionierenden staatlichen Institutionen, die im Interesse aller handeln. Sie fordern unter anderem die Einstellung der Anklagen gegen Teilnehmer an den Demonstrationen, ein erhöhtes Budget für die Hochschulbildung sowie umfassendere Dokumentation zu den Renovierungsarbeiten am Bahnhof. Bisher wurden 13 Personen im Zusammenhang mit dem Dachzusammenbruch angeklagt, und Ministerpräsident Miloš Vučević trat im Januar 2024 zurück, was die wachsenden Spannungen in der Regierung zeigt. Präsident Vučić hingegen sieht sich durch die Proteste nicht geschwächt und erwägt sogar Neuwahlen.

Soziale Bewegungen und die politische Landschaft

Die Proteste in Serbien sind nicht neu. Seit über 30 Jahren machen sie einen zentralen Bestandteil des politischen Lebens aus, insbesondere bei der Bekämpfung von Korruption und autoritären Tendenzen. Mit einer wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung, insbesondere unter der Jugend, sind diese Demonstrationen eine Reaktion auf jahrzehntelange Entscheidungen und Skandale, die die gesellschaftlichen Strukturen untergraben haben. Serbien hat durch frühere Kriege, Sanktionen und neoliberale Politik schwer zu kämpfen, was sich auch in den aktuellen Unruhen widerspiegelt.

Die Regierung unter Vučić hat die Kontrolle über die Medien erlangt und nutzt Einschüchterung gegen Kritiker. Zahlreiche Demonstranten und Bürger fordern eine grundlegende Veränderung. Angesichts der bevorstehenden EU-Mitgliedschaft Serbiens und der damit verbundenen Erwartungen wächst der Druck auf die Regierung, dringend notwendige Reformen in Angriff zu nehmen. Zukünftige Protestaktionen sind bereits angekündigt, da die Studentenbewegung kontinuierlich an Dynamik gewinnt und die Hoffnung auf Wandel in der Bevölkerung schürt.

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