Hohe Gehälter beim Österreichischen Rundfunk (ORF) sorgen für anhaltenden Unmut in der Bevölkerung. Laut Freilich Magazin beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt der rund 3.000 ORF-Mitarbeiter 91.400 Euro brutto. Diese Gehälter werden durch Gebühren finanziert, die zunehmend kritisiert werden. Besonders im Fokus stehen die Spitzengehälter, wie das von Armin Wolf, der für seine Tätigkeit in der „Zeit im Bild 2“ (ZiB2) 252.780,08 Euro brutto erhält, und Andreas Knoll von Ö3, der 190.242,08 Euro brutto verdient.

Der Druck auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist nicht nur finanzieller Natur. Im Rahmen eines offenen Briefes fordern Rechtsanwälte für Grundrechte, ein Zusammenschluss von Juristen und Experten, grundlegende Reformen des ORF. Der Vorschlag beinhaltet, den ORF künftig aus dem Staatsbudget zu finanzieren und seine Funktion als „vierte Gewalt“ zu reduzieren. Diese Reformen werden vor dem Hintergrund erhöhter gesellschaftlicher Ansprüche an Medien und die steigende Kritik an der Kostenstruktur des ORF benötigt.

Top-Verdiener und Gender-Diskussion

Die Gehaltstransparenz beim ORF wird durch gesetzliche Vorgaben erzwungen. Die Regierung hat den ORF verpflichtet, die Gehälter und Namen von Mitarbeitern, die über 170.000 Euro jährlich verdienen, an das Kanzleramt zu übermitteln. Aktuell gibt es 62 Top-Verdiener, die über dieser Schwelle liegen, was nur 1,3 Prozent der gesamten 4.000 ORF-Beschäftigten ausmacht, wie oe24 berichtet.

Die Liste der Top-Verdiener zeigt erhebliche Unterschiede und ist geprägt von einer deutlichen Unterrepräsentation von Frauen. nur 15 von 62 Top-Verdienern sind Frauen. Der höchste Verdienst wird von ORF-Chef Kratky verzeichnet, der mehr als 443.000 Euro jährlich verdient, gefolgt von Pius Strobl mit über 425.000 Euro. Diese Gehälter stehen in starkem Kontrast zu den von der FPÖ geforderten Einsparungen von 15 Prozent beim ORF, was einer Summe von etwa 150 Millionen Euro entspricht.

Reformbedarf und Governance-Strukturen

Der Reformdruck, dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk ausgesetzt ist, hängt auch mit einer veränderten Medienlandschaft zusammen. Prof. Dr. Justus Haucap von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf thematisiert in einem Bericht zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks diverse Skandale sowie das aktuelle Mediennutzungsverhalten, die allesamt zu einem hohen Reformdruck führen. Die normative Rechtfertigung für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, die früher in der Knappheit der Sendeplätze lag, hat sich fundamental gewandelt, so berichtet Wirtschaftsdienst.

Kritiker prangern unter anderem die hohen Investitionen in teure Sportsendungen und die unzureichende Berichterstattung in Politik, Kultur und Wissenschaft an. Der Bericht vom Zukunftsrat der Rundfunkkommission fordert eine gestärkte Aufsicht über den ORF, um einer ineffizienten Verwendung der Beitragsmittel entgegenzuwirken und die Programmqualität zu sichern. Eine Umstellung der Governance-Strukturen wird als notwendig erachtet, wobei Vorschläge zur Trennung der Aufsicht über Programm und Finanzen diskutiert werden.

Die anhaltenden Diskussionen um die Gehälter und die notwendige Reformierung des ORF zeigen, wie zentral die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Bevölkerung ist. Ein effektiver und transparenter Umgang mit Mitteln sowie eine Anpassung an die Anforderungen der heutigen Medienlandschaft könnten dazu beitragen, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen.