Im Jahr 2025 wird die wunderschöne Stadt Nizza in Südfrankreich ab dem kommenden Sommer große Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von mehr als 900 Passagieren verbannen. Bürgermeister Christian Estrosi unterzeichnete einen entsprechenden Erlass, um den negativen Auswirkungen des Übertourismus und der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken. „Tourismus ja; Übertourismus nein!“, erläuterte Estrosi sein Motiv für das Verbot. In sozialen Medien zeigt sich die öffentliche Reaktion gemischt: Während viele die Entscheidung unterstützen, kritisieren andere die möglichen Folgen.

Die Maßnahme in Nizza orientiert sich an ähnlichen Regelungen in Venedig, die bereits eingeführt wurden, um dem ansteigenden Tourism Druck entgegenzuwirken. Die Grünen in Nizza jubeln über den Erlass und bezeichnen ihn als „immensen und historischen Sieg“. Dennoch bleibt die Umsetzung des Verbots fraglich, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die großen Schiffe in den nationalen Gewässern ankern und Passagiere mit kleineren Booten an Land bringen.

Umwelt- und Gesundheitsbedenken

Kreuzfahrtschiffe gelten nicht nur als „schwimmende Hotels“, sondern sie stehen aufgrund ihrer umweltschädlichen Praktiken auch in der Kritik. Diese Schiffe nutzen Schweröl, das weit umweltschädlicher ist als die Treibstoffe, die im Straßenverkehr verwendet werden. Tatsächlich sind diese Kraftstoffe von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als potenziell krebserregend eingestuft. Die CO2-Bilanz von Kreuzfahrtschiffen ist alarmierend: Eine Schiffsreise von Großbritannien nach New York erzeugt etwa neun Tonnen CO2-Äquivalente pro Passagier, was im krassen Gegensatz zu den 2,8 Tonnen CO2-Äquivalenten steht, die ein Hin- und Rückflug von Düsseldorf nach New York verursacht.

Zusätzlich zur Luftverschmutzung erzeugen Kreuzfahrtschiffe enorme Mengen an Abfall und Abwasser. Durchschnittlich produziert ein Passagier über 300 Liter Abwasser täglich. Es wird geschätzt, dass Kreuzfahrtschiffe für ein Viertel aller festen Abfälle im weltweiten Seeverkehr verantwortlich sind. Zudem kann die Ballastwasserentsorgung invasive Arten und Krankheitserreger in neue Ökosysteme einführen, was verheerende Folgen haben kann – ein Beispiel hierfür ist die Cholera-Epidemie in Peru 1991, die mit fast 100.000 Erkrankten in Verbindung gebracht wurde.

Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen

Der Einfluss von Kreuzfahrtschiffen auf die lokalen Wirtschaften ist ebenfalls problematisch. Oft profitieren lokale Restaurants nicht von den ankommenden Touristen, da viele Passagiere sich entscheiden, an Bord zu essen. Es wird auch berichtet, dass das meiste Geld nicht in die lokale Wirtschaft fließt, sondern bei den Kreuzfahrt-Veranstaltern bleibt. Die Anpassungen der Häfen an große Schiffe sind zudem kostspielig und belasten die ohnehin schon sensiblen Ökosysteme.

Wirtschaftliche Probleme werden auch von den oft prekären Arbeitsbedingungen an Bord der Schiffe verstärkt. Mitarbeiter leben und arbeiten unter harten Bedingungen, oft für niedrige Löhne. Viele dieser Schiffe fahren unter Billigflaggen, um die Betriebskosten zu senken, was dabei hilft, die mariten Standards zu umgehen.

Während Nizza und andere Städte weiterhin zwischen den Vorteilen des Tourismus und den negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft abwägen, bleibt abzuwarten, ob das neue Verbot der Stadt wirklich einen nachhaltigen Wandel herbeiführen kann. Die Herausforderungen des Über- und Massentourismus werden weiterhin global diskutiert, wobei der Druck auf viele beliebte Reiseziele nur zuzunehmen scheint.

Für weitere Informationen zu den gesetzlichen Änderungen in Nizza verweisen wir auf die Berichterstattung von FAZ und Zeit. Ein umfassenderer Eindruck zu den ökologischen Auswirkungen von Kreuzfahrtschiffen bietet die Analyse auf Planet Wissen.