BautzenDüsseldorf

Demonstrationszug in Bautzen: CSD unter strengen Sicherheitsmaßnahmen

In Bautzen kam es während des Christopher Street Day (CSD) zu einem erheblichen Polizeieinsatz, da etwa 500 Teilnehmer dem Umzug gegenüber bis zu 400 Gegendemonstranten und eine rechtsextreme Gruppe von 30 bis 50 Personen gegenüberstanden, was die Veranstaltung aufgrund von Sicherheitsbedenken und rechtsextremer Mobilisierung in den Fokus der öffentlichen Debatte über die Toleranz gegenüber queeren Menschen rückt.

Bautzen (dpa) – Die Vorbereitungen für den zweiten Christopher Street Day (CSD) in Bautzen standen am Freitag im Schatten möglicher rechtsextremer Protestaktionen. Trotz der bedrohlichen Atmosphäre haben die Veranstalter entschieden, den Umzug am Samstag, um 14:00 Uhr, fortzuführen und erhoffen sich dabei die Unterstützung von etwa 500 Teilnehmern. Die Stadt bereitet sich mit einem umfangreichen Polizeiaufgebot vor, um die Sicherheit während der Veranstaltung zu gewährleisten.

Geplante Proteste und Sicherheitsmaßnahmen

Für denselben Tag sind auch Gegner des CSD mobilisiert, die unter dem Motto „Gegen Gender-Propaganda und Identitätsverwirrung!!!“ eine Demonstration angekündigt haben. Erwartet werden bis zu 400 Teilnehmer. Die rechtsextreme Kleinstpartei Freie Sachsen plant zudem mit 30 bis 50 Anhängern zu protestieren. Die Polizeisprecherin betonte, dass das Ziel der Sicherheitskräfte ein störungsfreier Ablauf der Veranstaltungen sei.

CSD-Veranstalter zeigen sich besorgt

Die Situation hat bereits zu Absagen geführt: So wurde eine abschließende Feier des CSD aufgrund von Sicherheitsbedenken gecancelt. „Wir können dafür keine Verantwortung tragen und haben aktuell nicht die nötigen Ressourcen, um diese Veranstaltung entsprechend abzusichern und zu schützen“, erklärte Jonas Löschau, einer der CSD-Organisatoren und örtlicher Politikaus verschiedene Gremien. Er empfahl den Teilnehmern, in Gruppen zu reisen, um potenziellen Gefahren zu entgehen.

Die Reaktion der sächsischen Justizministerin

Katja Meier, die sächsische Justizministerin, äußerte sich betroffen über die Absage und die Notwendigkeit, trotz der Wichtigkeit des CSD um die Sicherheit von Teilnehmern besorgt zu sein. Sie kritisierte die anhaltende Hetze gegen queere Menschen und erklärte, dass solche Ideologien in der Gesellschaft keinen Platz haben. „Es erschüttert mich, dass wir hier unter solchen Bedingungen arbeiten müssen“, sagte Meier.

Historische Bedeutung des CSD

Der Christopher Street Day, der weltweit in zahlreichen Städten gefeiert wird, erinnert an die Ereignisse vom 28. Juni 1969 in New York. An diesem Tag stürmten Polizisten das „Stonewall Inn“, eine Schwulen- und Lesbenbar, was zu massiven Protesten der LGBTQ+-Community führte. Der CSD dient der Erinnerung an die Kämpfe um Rechte und Gleichbehandlung von sexuellen Minderheiten und ist eine Plattform für Sichtbarkeit und Akzeptanz.

Die planmäßige Durchführung des CSD in Bautzen wird daher nicht nur als Feier der Diversität angesehen, sondern auch als mutiger Schritt gegen die Herausforderungen, die Queere heutzutage in der Gesellschaft begegnen. Die Anspannung zwischen einem bunten, offenen Fest und der Gegenbewegung stellt die Notwendigkeit von Toleranz und Respekt nochmals in den Mittelpunkt.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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