Der Begriff „biodeutsch“ wurde als „Unwort des Jahres“ 2024 gewählt. Diese Entscheidung gab die Jury der sprachkritischen „Unwort“-Aktion am Montag in Marburg bekannt. Laut der Jury hat sich das Wort im vergangenen Jahr insbesondere in sozialen Medien verbreitet und wird häufig genutzt, um Menschen nach vermeintlich biologischen Abstammungskriterien zu kategorisieren.
Die Jury bezeichnete die Verwendung des Begriffs als problematisch, da sie eine Unterteilung in „echte“ Deutsche und Deutsche zweiter Klasse fördere, was als eine Form des Alltagsrassismus betrachtet wird. Damit stehe das Wort im Widerspruch zum Prinzip der Menschenwürde und diskriminiere auf eine unangemessene Weise.
Hintergrund und Verwendung des Begriffs
Das Wort „biodeutsch“ wird vor allem in rassistischer und nationalistischer Weise gebraucht und ist Teil eines größeren Sprachgebrauchs, der zunehmend in rechten Kreisen Einzug hält. Dies zeigt sich auch im gewachsenen öffentlichen Interesse an der Begrifflichkeit, das die Jury als alarmierend einstuft. Gemeinsam mit diesem Begriff wurden auch andere Ausdrücke bewertet. So belegte der Begriff „Heizungsverbot“, der im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz steht, den zweiten Platz. Die Jury erklärte, dass „Heizungsverbot“ oft als irreführend betrachtet wird und dazu dient, klimaschützende Maßnahmen zu diskreditieren.
Im Rahmen der Unwort-Aktion wird seit 1991 jährlich ein Begriff gewählt, der gegen die Menschenwürde verstößt oder Menschen diskriminiert. Ziel dieser Bestrebungen ist es, auf eine undifferenzierte und problematische Sprache hinzuweisen und damit ein Bewusstsein für die Auswirkungen solcher Begriffe zu schaffen.
Ein Blick auf weitere ähnliche Begriffe
Die Jury, bestehend aus vier Sprachwissenschaftlern, einer Journalistin sowie jährlich wechselnden Mitgliedern, wählte zudem „importierter Antisemitismus“ als persönliches Unwort. Dieser Begriff suggeriert, dass Judenhass hauptsächlich mit dem Zuzug von Migranten assoziiert wird. Dies wird als Versuch gewertet, Musliminnen und Muslime sowie Menschen mit Migrationsbiographie auszugrenzen und vom eigenen Antisemitismus abzulenken.
Im Vorjahr wurde bereits der Begriff „Remigration“ als Unwort gewählt, der als beschönigende Vokabel für menschenunwürdige Abschiebepraxis gilt.
Weitere Informationen zu den Ergebnissen der Unwort-Jury und den gewählten Begriffen werden in Kürze veröffentlicht, wie auch auf der Webseite der Unwort-Aktion bekannt gegeben wird.
Die Debatten über solche Begrifflichkeiten zeigen deutlich, wie Sprache die gesellschaftliche Wahrnehmung prägen kann. Der Fall von „biodeutsch“ verdeutlicht die Notwendigkeit, sensibel mit Sprache umzugehen, besonders in sozialen Medien.
Für weitere Details zur Unwort-Aktion und den Hintergründen besuchen Sie die Seiten des Tagesspiegels, des BR und die Publikation der Technischen Universität Dortmund hier.