Geopolitische Einflussnahmen in Afrika gewinnen zunehmend an Bedeutung und stehen im Zentrum aktueller Forschung und politischer Debatten. Professorin Susanne Fengler von der Technischen Universität Dortmund leitet ein umfassendes Forschungsprojekt, das sich mit den Auswirkungen externen Einflusses auf die afrikanischen Medienlandschaften befasst. Das Projekt konzentriert sich auf die politischen und wirtschaftlichen Einflussnahmen von Ländern wie Russland, China, der Türkei und Golfmonarchien. TU Dortmund berichtet, dass diese Einflussnahme sowohl in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit als auch in militärischer Unterstützung sowie im Medienbereich sichtbar ist.
Das Ziel des Projektes ist eine Analyse der Veränderungen in der Berichterstattung afrikanischer Medien, die durch Interventionen internationaler Akteure beeinflusst wurden. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen aus Ländern wie Uganda, Ghana, Kenia und Nigeria soll ein differenziertes Bewusstsein für die geopolitischen Einflussnahmen auf nationaler und internationaler Ebene geschaffen werden. Dabei wird auch die Förderung innerafrikanischer Debatten über demokratische Standards wie Presse- und Meinungsfreiheit betont. Die Daimler und Benz Stiftung unterstützt dieses Vorhaben mit 300.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren, wobei der Fokus auf der wissenschaftlichen und politischen Bedeutung afrikanischer Länder liegt.
Rivalitäten und Strategien
Die geopolitischen Rivalitäten zwischen dem Westen, Russland und China verstärken die Relevanz eines engeren Dialogs und einer Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern. Laut einem Bericht der HSS ist die Wagner-Gruppe ein wichtiges Instrument Russlands, um Einfluss in Afrika zu gewinnen. Diese Gruppe agiert in einem rechtlichen Graubereich und ist in militärischen, propagandistischen und wirtschaftlichen Tätigkeiten aktiv, was ihr eine zentrale Rolle in Russlands Strategie auf dem Kontinent verleiht. Trotz der ungewissen Zukunft der Wagner-Gruppe nach dem Tod ihres Chefs Jewgeni Prigoschin, gibt es derzeit keine Anzeichen für eine Verringerung ihrer Präsenz in Afrika.
Der zweite Russland-Afrika-Gipfel, der am 27. und 28. Juli 2023 in St. Petersburg stattfand, diente der Festigung Russlands Narrativ in der Region. Die Tatsache, dass nur 17 von 54 afrikanischen Staatsoberhäuptern an diesem Gipfel teilnahmen, zeigt jedoch, dass die afrikanischen Staaten zunehmend nach unabhängigen Wegen der Zusammenarbeit suchen. Dr. Jakkie Cilliers präsentierte interessante Szenarien zur wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas und unterstrich das Potenzial für innerafrikanischen Handel sowie die Notwendigkeit von Digitalisierung und der Erschließung von Finanzmitteln.
Europäische Antworten auf globale Entwicklungen
In Reaktion auf die sich verändernde geopolitische Landschaft hat die EU erkannt, dass Afrika ein wichtiger Partner ist. Die EU-Afrika-Strategie von 2020 zielt darauf ab, eine „Partnerschaft auf Augenhöhe“ aufzubauen. Brüssel unterstützt die afrikanischen Staaten durch öffentliche Entwicklungshilfe und stärkt deren Stimmen im internationalen System, beispielsweise in der G20. Die aktuellen Entwicklungen, wie der Tod von Prigoschin und die BRICS-Erweiterung, müssen jedoch stärker in die EU-Außen- und Entwicklungspolitik integriert werden, um die Zusammenarbeit effektiv zu gestalten. Langfristig kann Russland Afrika kein echtes Angebot in den Bereichen Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung machen, weswegen die EU hier anknüpfen sollte und angemessene Kommunikationsstrategien entwickeln muss. Diese Dynamik wird von der Deutschen Afrika-Stiftung aufgearbeitet, welche die Ergebnisse des 15. BRICS-Gipfels zusammengefasst hat und auf die Notwendigkeit eines proaktiven Engagements und einer systematischen Integration von Entwicklungs- und Wirtschaftsaußenpolitik hinweist.