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Villa Hammerschmidt: Mythos und Geschichte in Bonn

Eine Reise durch Bonn: Entdecken Sie die Geheimnisse von Adenauer, Bundesbüdchen und dem Langer Eugen

Ruhig ist es in der Villa Hammerschmidt, dem Bonner Dienstsitz des Bundespräsidenten. Nur wenig dringt vom Straßenlärm der nahen Adenauerallee in die um das Jahr 1869 erbaute weiße Villa. Pompös ist sie nicht, eher von dezenter Eleganz mit ihrem Mobiliar im Empirestil. Bilder der Fotografen Hugo Erfurth und August Sander zeigen Porträts bedeutender deutscher Persönlichkeiten und Menschen in der Weimarer Republik, etwa eine Bauernfamilie und einen Konditor bei der Arbeit. Die Villa Hammerschmidt ist ein Haus für die Bürger, so heißt es im Umfeld des Bundespräsidenten zur Rolle des strahlenden, weißen Bauwerks. Der Anlass: Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz als Verfassung der Bundesrepublik nur ein paar hundert Meter von der Villa Hammerschmidt entfernt in der ehemaligen Pädagogischen Akademie verkündet und von den Abgeordneten des Parlamentarischen Rates unterzeichnet.

Es war die Geburtsstunde der Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg und der Beginn der Bonner Republik. Die über 2000-jährige Römerstadt am Rhein mit damals gerade mal 100.000 Einwohnern wurde in der Folge am 3. November 1949 von den Parlamentariern zum Regierungssitz und zur Bundeshauptstadt gewählt. 75 Jahre danach wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinem Bonner Dienstsitz die Besucher begrüßen. Er wird im Dialog mit den Bürgern sein, dabei von deren Nöten und Sorgen in diesen unruhigen Zeiten hören. Am Festtag der Demokratie können neben der Villa Hammerschmidt das ehemalige Kanzleramt – heute Dienstsitz des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – mit dem Kanzlerbüro und Kabinettssaal besucht werden. Im Park wartet der Kanzlerbungalow.

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Der lichtdurchflutete Flachbau – 1963 im Auftrag von Bundeskanzler Ludwig Erhard vom Münchner Architekten Joseph Ruf geplant – wird manch einen Besucher mit seiner schlichten Klarheit überraschen. In nur einem Jahr Bauzeit wurde der Bungalow für zwei Millionen D-Mark inmitten einer weitläufigen Parkanlage errichtet. Der Empfangsraum zeigt das Mobiliar im Stil der 1960er-Jahre; schwere, schwarze Ledersessel nach den Entwürfen der amerikanischen Designer Charles und Ray Eames. Im angrenzenden Musikzimmer fällt der weiße Flügel auf, an dem Kanzler Helmut Schmidt und Udo Jürgens in die Tasten griffen. „Nach Erhard nutzten die Bundeskanzler Kiesinger, Schmidt und Kohl den Bungalow als Wohnsitz. Willy Brandt allerdings nur zu offiziellen Terminen, da Brandts Sohn Matthias noch klein war und das Gebäude keine Kinderzimmer hat“, sagt Judith Kruse.

Im Kanzlerbungalow wurde Geschichte geschrieben, im Juni 1989 bei den Gesprächen zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow. Historikerin Kruse betont: „Das Ende des Kalten Krieges, die Basis für die deutsche Wiedervereinigung, festgeschrieben von den beiden Staatslenkern in einer ‚Gemeinsamen Erklärung‘.“ Von der Villa Hammerschmidt führt die Runde zum Palais Schaumburg und am Rheinufer vorüber an den Gebäuden von Bundesrat und Bundestag zum Wasserwerk, in dem das Parlament von 1986 bis 1992 tagte. Streng gesichert nebenan ist das ehemalige Abgeordnetenhochhaus Langer Eugen, heute Teil des ab 1996 geschaffenen UN-Campus. Pause und kleine Stärkung am Bundesbüdchen, dem legendären Kiosk aus Bonner Regierungszeiten, Baujahr 1957. Kaffee und kühle Getränke, Brötchen und Croissants gibt es heute wie damals. Kanzler Kohl ließ am Kiosk durch seinen Fahrer die Tagespresse abholen, Außenminister Joschka Fischer kaufte Asterix-Hefte, auch Arbeitsminister Norbert Blüm schaute des Öfteren vorbei.

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