Bonn

Das tragische Schicksal zweier Pianisten: Kreiten und Reinelt im Schatten der Geschichte

Die tragischen Schicksale der begabten Pianisten Karlrobert Kreiten, der 1943 von den Nazis ermordet wurde, und Manfred Reinelt, der 1964 in der DDR Suizid beging, werfen ein schockierendes Licht auf den Verlust talentierter Künstler in dunklen Zeiten und die extremen gesellschaftlichen Zwänge, die sie erdulden mussten.

In einer Zeit, die von Dunkelheit und Schrecken geprägt war, blühten zwei außergewöhnliche Talente der Musik auf, nur um dann tragisch aus dem Leben gerissen zu werden. Karlrobert Kreiten und Manfred Reinelt – zwei Namen, die in der Geschichte des deutschen Klavierspiels fast im Schatten verschwunden sind, aber deren Geschichten jetzt wieder ans Licht kommen.

Ein talentierter Pianist wird von der Gestapo hingerichtet – das ist die brutale Realität, die Karlrobert Kreiten in seinen letzten Lebensjahren zu ertragen hatte. Geboren 1916 in Bonn, zeigte Kreiten schon früh ein außergewöhnliches Talent. Mit gerade einmal zehn Jahren verzauberte er das Publikum in Düsseldorf mit Solostücken von Mozart und Schubert! Seine Karriere nahm Anlauf an der Kölner Musikhochschule, wo er unter dem berühmten Professor Peter Dahm lernte und prompt bei bedeutenden Wettbewerben in Wien und Berlin ausgezeichnet wurde.

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Der Fall Kreiten

Der Aufstieg des talentierten Klaviersolisten setzte sich fort, bis der Schatten des Nationalsozialismus über sein Leben fiel. Die Jahre in Wien unter der Anleitung von Hedwig Rosenthal-Kanner und die späteren Stunden bei Claudio Arrau in Berlin prägten ihn maßgeblich. Aber die offene Äußerung seiner politischen Ansichten sollte das tragische Ende seiner Karriere besiegeln. Im Mai 1943 wurde er verhaftet und ins Visier der Gestapo geraten, nachdem er in privatem Kreis gegen das Naziregime gesprochen hatte. Trotz aller Rettungsversuche, sogar durch den legendären Dirigenten Wilhelm Furtwängler, war sein Schicksal besiegelt – am 7. September 1943 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Protagonisten seiner Hetzkampagne – drei fanatische Nationalsozialistinnen – trugen dazu bei, dass Kreiten von der Öffentlichkeit weiter verleumdet wurde.

Doch er ist nicht vergessen. Dank privater Tonaufnahmen, die er in Düsseldorf zwischen 1934 und 1938 gemacht hatte, können wir seine Musik und seine Stimme heute wieder erleben. Die Ehre seiner Erinnerungen wird durch das berührende Buch „Wen die Götter lieben“ seines Vaters, Theo Kreiten, aufrechterhalten, das die Geschichte eines unglaublichen Talents erzählt, das mit nur 27 Jahren brutal aus dem Leben gerissen wurde. Die Auftritte seiner Werke erleben in Düsseldorf eine Renaissance: Ein sensationeller Notenfund brachte die „Fantasie für Klavier und Orchester“ von Theo Kreiten 91 Jahre nach ihrer Entstehung zurück auf die Bühne!

Künstler der Widersprüche

Der andere Pianist, Manfred Reinelt, der 1932 in Leipzig geboren wurde, hatte ebenfalls eine vielversprechende Karriere vor sich. Als Kind besuchte er die Musikhochschule und studierte unter dem angesehenen Professor Hugo Steurer. Er war nicht nur ein herausragender Pianist, sondern auch ein einflussreicher Musikwissenschaftler. Eberhardt Klemm, ein bekannter Musikwissenschaftler, der Reinelt live im Konzert erleben durfte, beschrieb ihn als teilweise mit dem jungen Walter Gieseking vergleichbar. Seine Fingerfertigkeit war legendär, und dennoch arbeitete er unermüdlich an anspruchsvollen Stücken.

Aber auch Reinelt blieb von den sozialistischen Normen in der DDR nicht verschont. Als Dozent an der Leipziger Musikhochschule geriet er in Konflikt mit den vorherrschenden Dogmen der Ausbildung, was ihm letztendlich seine Lehrerlaubnis kostete. Auch wenn die Dokumente über sein Leben spärlich sind, gewähren die Archive der Akademie der Künste in Berlin einige Einblicke in das Schicksal eines weiteren genialen Künstlers, der in den Fängen des politischen Einflusses gefangen war.

Die Geschichten von Karlrobert Kreiten und Manfred Reinelt sind tragisch, aber sie sind auch ein eindringlicher Appell, das Erbe dieser beiden musikalischen Großmeister zu bewahren und den grausamen Preis zu erkennen, den Künstler manchmal für ihre Freiheit zahlen müssen. In der musealen Stille ihrer Musik lebt ihre Erinnerung weiter!

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