Die Universität Bielefeld und die Deutsche Sporthochschule Köln haben ein gemeinsames Projekt ins Leben gerufen, das sich mit einer gerechteren und vielfältigeren Bewertung von Forschungsleistungen beschäftigt. Unterstützt von der VolkswagenStiftung zielt dieses Projekt darauf ab, die internationale Vereinbarung zur Reform der Forschungsbewertung, bekannt als „Agreement on Reforming Research Assessment“ (ARRA), umzusetzen. Diese Vereinbarung, die seit Juli 2022 von über 800 Organisationen unterzeichnet wurde, legt den Fokus auf qualitative Aspekte wie fächerübergreifende Zusammenarbeit und den gesellschaftlichen Einfluss von Forschung, anstatt ausschließlich auf die Zahl der Publikationen zu setzen. Dies betont auch die Rolle offener Wissenschaft und neuen Bewertungsmethoden, die derzeit getestet werden. Universität Bielefeld berichtet, dass die Abteilung Sportwissenschaft der Universität Bielefeld als Piloteinrichtung an dem Projekt teilnimmt.
Das Projekt, das den Titel „Implementierung von ARRA an Universitäten – Entwicklung einer Best Practice Toolbox“ trägt, untersucht die Wechselwirkungen zwischen Forschungsbewertung, Open Science, Forschungsintegrität sowie Gleichstellung und Vielfalt. Dr. Annika Merk, die Koordinatorin des Bielefelder Teilprojekts, hebt hervor, dass es insbesondere darum geht, kreatives Denken und langfristige Forschungsziele zu fördern. Ihre Kollegin Dr. Alice Merca äußert Bedenken bezüglich der Einschränkungen durch quantitative Bewertungsmethoden, die zu sehr auf die Anzahl der Veröffentlichungen fokussiert sind.
Reformansätze und deren Umsetzung
Die Reform der Forschungsbewertung ist ein von vielen Akteuren geteiltes Anliegen in Europa. Laut Kooperation International wurde eine nationale und europäische Initiative ins Leben gerufen, die eine gemeinsame Vision zur Anerkennung verschiedener Ergebnisse und Praktiken in der Forschungsbewertung formuliert. An dieser Initiative sind diverse Organisationen beteiligt, darunter Universitäten, Forschungsförderer und nationale Behörden.
Die Vereinbarung, die von einer Kerngruppe von 20 Forschungsorganisationen unterstützt wird, setzt auf Prozesse zur Entwicklung neuer Bewertungskriterien und Instrumente. Über die Plattform wird ein Raum geschaffen, der Anreize für qualitativ hochwertigere Forschung bietet und dabei die Autonomie der beteiligten Organisationen respektiert.
Nachhaltige Veränderungen durch Open Science
Die Reformbewegungen in Europa bringen die Anliegen der Open Science und der Forschungsbewertung zunehmend in Einklang. Opus Project führt aus, dass traditionell angewandte Bewertungsmethoden in der Forschung unter Kritik stehen. In einem neuen Kontext wird die Bedeutung offener Forschungsinformationen hervorgehoben, um Transparenz und Verantwortlichkeit in der Forschungsbewertung zu fördern.
In diesem Rahmen wird das Centre for Science and Technology Studies (CWTS) an der Universität Leiden bimonatliche Sitzungen organisieren, die darauf abzielen, Open Science in die Bewertungspraktiken zu integrieren. Die nächste Sitzung befasst sich mit der Barcelona Declaration on Open Research Information, die im April 2024 veröffentlicht wurde. Diese Erklärung fordert standardmäßige Offenheit in Forschungsinformationen, um geschlossene Strukturen aufzubrechen und den Übergang zu offenen Forschungssystemen zu unterstützen.
Insgesamt stehen die Reformbemühungen im Zeichen einer trendübergreifenden Bewegung hin zu einer gerechteren und transparenten Forschungsbewertung, die die Vielfalt der Forschungspraktiken und deren gesellschaftlichen Einfluss stärker würdigt.