Eine aktuelle Studie hat aufgezeigt, dass viele Eltern trotz ihres besten Willens bestimmte Kinder in der Familie bevorzugen. Die Untersuchung, veröffentlicht im Fachblatt „Psychological Bulletin“, befasst sich mit den Präferenzen von Eltern und deren Auswirkungen auf die betroffenen Kinder. Laut der Analyse von knapp 20.000 Teilnehmern, überwiegend aus den USA und Westeuropa, haben insbesondere Mädchen sowie umgängliche und pflichtbewusste Kinder oft den Vorzug. Hauptautor Alexander Jensen von der Brigham Young University weist auf die dauerhaft negativen Konsequenzen hin, die aus dieser Ungleichbehandlung resultieren können.

Die Forschung ergab, dass begünstigte Kinder tendenziell mehr psychische Stabilität, beruflichen Erfolg und langlebigere Partnerschaften aufweisen. Diese Effekte sind zwar leicht ausgeprägt, aber dennoch signifikant sichtbar. Der renommierte Forscher Martin Diewald von der Universität Bielefeld lobt die Studie, weil sie Geschwister innerhalb derselben Familie vergleicht und auf die Herausforderungen des elterlichen Verhaltens aufmerksam macht.

Ursachen und Auswirkungen der Ungleichbehandlung

Eltern neigen dazu, ihre Kinder unbewusst zu bevorzugen, insbesondere Mädchen und gewissenhafte Kinder. Umgängliche Kinder stellen weniger Anforderungen an die Eltern und erleichtern somit den Familienalltag. Ungleichbehandlung erfolgt häufig unbewusst, selbst wenn Eltern sich bemühen, gerecht zu sein. Studien zeigen, dass Kinder, die sich zurückgesetzt fühlen, möglicherweise lebenslange Folgen für ihr Selbstvertrauen erleiden könnten.

Eine umfassende Untersuchung der elterlichen Bevorzugung beleuchtet die damit verbundenen Effekte auf die Geschwisterbeziehungen. Diese Beziehungen sind für die Persönlichkeitsentwicklung und die sozial-emotionale Entwicklung der Kinder von entscheidender Bedeutung. Laut der Studie beeinflussen sowohl der familiäre Kontext als auch das Erziehungsverhalten der Eltern die Geschwisterdynamik erheblich.

Faktoren der Ungleichbehandlung

Die Studie betrachtet verschiedene Faktoren, die zur elterlichen Ungleichbehandlung führen, darunter Persönlichkeitsmerkmale der Kinder, das Selbstkonzept der Eltern und die sozialen Bedingungen, in denen sie leben. Es wird festgestellt, dass elterliche Ungleichbehandlung oft nicht als ungerecht empfunden wird, wenn diese durch kindliche Bedürfnisunterschiede gerechtfertigt erscheint. Ungleichheiten in der Zuneigung werden jedoch als ungerechter angesehen als solche in der Kontrolle.

Die empirische Untersuchung kombiniert quantitative und qualitative Erhebungen, die unter anderem 806 Grundschulkinder und 7 Studierende umfassen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass negative Auswirkungen der elterlichen Ungleichbehandlung sowohl benachteiligte als auch bevorzugte Kinder sowie die Geschwisterbeziehung betreffen. Besonders gravierend sind die Konsequenzen im mittleren Kindesalter.

Um den negativen Effekten entgegenzuwirken, ist es entscheidend, dass Eltern diesbezüglich sensibilisiert werden und ihre Kinder über mögliche unbewusste Ungleichbehandlungen informiert werden. Ziel sollte es sein, dass sich alle Kinder gleichermaßen geliebt und unterstützt fühlen.

Weiterführende Informationen zu dieser umfassenden Thematik finden sich in der detaillierten Studie, die auf den Plattformen der Rems Zeitung und auf den Seiten der Universität München verfügbar ist.