Die Sprick Cycle GmbH, ein namhafter Fahrradhersteller aus Gütersloh, hat Insolvenz angemeldet. Diese Entscheidung wurde kurz vor dem Jahreswechsel 2024/2025 bekannt gegeben und betrifft auch die Muttergesellschaft Sprick Holding GmbH, inklusive der Produktionsstätte in Polen. Das Amtsgericht Bielefeld hat Rechtsanwalt Axel Geese als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Für das Geschäftsjahr 2023 wies das Unternehmen einen Verlust von über sechs Millionen Euro aus.
In der Hochphase seiner Geschäftstätigkeit erwirtschaftete Sprick Cycle Umsätze von über 112 Millionen Euro und beschäftigte mehr als 500 Mitarbeitende. Doch bereits seit 2022 verschlechterte sich die Liquidität des Unternehmens, was durch Absatzprobleme in der Fahrradbranche noch verschärft wurde. Insbesondere die vielschichtigen Herausforderungen durch volle Lager und mangelhafte Verkäufe in der Nebensaison tragen zur dramatischen Entwicklungen in der Branche bei.
Hintergründe der Insolvenz
Das Unternehmen, gegründet 1922 von Julius Sprick, startete 1989 mit der Fahrradproduktion. Die heutige Sprick Cycle GmbH entstand nach einer ersten Insolvenz in den 2000er Jahren und ist vor allem als Auftragsfertiger für branchenfremde Kunden aktiv. Unter Markennamen wie „Senator“, „Crown“ und „Performance“ bietet die Firma ihre Produkte im unteren Preissegment an, unter anderem bei großen Handelsketten wie Poco oder Norma.
In den letzten Jahren klagten viele Hersteller innerhalb der Branche über Lieferengpässe und steigende Preise. Die Verkaufszahlen erreichten zwar während der Corona-Jahre Rekordhöhen, die Situation hat sich jedoch dramatisch gewendet: Händler und Hersteller sehen sich nun mit vollem Lagerbestand und sinkenden Verkäufen konfrontiert. Diese Umstände haben bereits mehrere Fahrradfirmen zur Insolvenz gezwungen, während andere, wie Rocky Mountain, Konsolidierungsverfahren eingeleitet haben.
Folgen und Perspektiven
Die Insolvenz von Sprick Cycle trifft über 500 Mitarbeitende, die um ihre Arbeitsplätze fürchten müssen. Ob bestehende Aufträge weiterhin abgewickelt werden können, hängt von den Entscheidungen des Insolvenzverwalters ab. Besonders kritisch könnte die Lage für die Produktionsstätte in Świebodzin sein, die auch den österreichischen Kinder- und Jugendradanbieter Woom GmbH beliefert.
Die Rettungschancen des Unternehmens stehen auf der Kippe und sind abhängig von der allgemeinen Marktentwicklung und der Möglichkeit, potenzielle Investoren zu gewinnen. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat bislang keine konkreten Pläne veröffentlicht, der Druck auf die Branche wächst jedoch stetig. Die Zukunft wird weiterhin von erheblichen Herausforderungen geprägt sein, da die Fahrradindustrie massive Veränderungen durchläuft.
Die Entwicklungen rund um Sprick Cycle sind Teil eines größeren Trends in der Fahrradindustrie, der durch Überkapazitäten und schwierigere Marktbedingungen gekennzeichnet ist. Neben Sprick Cycle musste auch der Versandhandel Hibike Insolvenz anmelden, während andere Hersteller von E-Bikes, wie Advanced Bikes, ebenfalls in ernste Schwierigkeiten geraten sind. Die Prognosen für 2024 deuten auf anhaltende Konsolidierungen innerhalb der Branche hin.
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