Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Forschung von Dr. Verónica Dodero an der Universität Bielefeld mit 660.000 Euro gefördert. Diese Förderung gilt für drei Jahre und zielt darauf ab, die chemischen Aspekte von Glutenmolekülen zu untersuchen und deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu beleuchten. Dr. Dodero’s Forschung findet vor dem Hintergrund statt, dass fast jeder Mensch täglich Gluten konsumiert, hauptsächlich durch Weizen, Dinkel, Gerste oder Roggen.
Etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung leidet unter glutenbezogenen Störungen, zu denen Zöliakie und Weizenunverträglichkeit zählen. Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Gluten eine Entzündung im Darm auslöst und die Darmschleimhaut schädigt. Diese Erkenntnisse verdeutlichen, wie zentral Glutenproteine in der Entstehung dieser Erkrankungen sind, da sie bei einer glutenfreien Ernährung abklingen.
Die Forschung zu Gluten und Darmschleimhaut
Dr. Dodero untersucht insbesondere bestimmte Glutenpeptide, die der menschliche Körper nicht vollständig abbauen kann. Diese unvollständig verdaute Gluten gelangen ins Blut und können Immunreaktionen auslösen. Ein zentrales Element ihrer Forschung ist das 33-mer-Gliadin-Peptid, welches eine Immunreaktion bei Zöliakie hervorruft. Neuere Studien haben gezeigt, dass im Darm große Glutenfragmente entstehen und bei aktiver Zöliakie ein bestimmtes Glutenpeptid durch das Enzym Gewebetransglutaminase 2 (tTG2) verändert wird.Ernährungsumschau hebt hervor, dass das deamidierte 33-mer-Gliadin-Peptid (33-mer-DGP) in der Darmschleimhaut Bildung von DGP-Oligomeren fördert, die mit einer erhöhten Durchlässigkeit des Darms und damit dem Leaky-Gut-Syndrom verbunden sind.
Das Leaky-Gut-Syndrom ermöglicht das Eindringen schädlicher Substanzen in den Blutkreislauf, was zu Entzündungsreaktionen und weiteren Krankheiten führen kann. Dr. Dodero’s Forschung könnte in diesem Kontext zu einem besseren Verständnis der Ursachen und Mechanismen von Zöliakie führen, insbesondere wie die Schwächung der Darmbarriere durch Glutenpeptide immunologische Reaktionen auslöst.
Neue Ansätze zur Behandlung von Zöliakie
Im Rahmen der bestehenden Forschung wurden auch neue therapeutische Ansätze entwickelt, wie in einer aktuellen Phase-2-Studie von Northwestern Medicine beobachtet. Diese Studie zielt darauf ab, eine Immuntoleranz gegenüber Gluten bei Zöliakie-Patienten zu fördern. Patienten konnten nach der Behandlung Gluten mit reduzierter Entzündung konsumieren, was eine Tendenz zum Schutz des Dünndarms vor Glutenbelastung zeigte.Medizindoc berichtet, dass diese Technologie auf biologisch abbaubaren Nanopartikeln basiert, die Gluten enthalten und das Immunsystem täuschen, indem sie das Allergen als sicher darstellen.
Patienten, die mit dem Nanopartikel CNP-101 behandelt wurden, zeigten 90% weniger Immunentzündungsreaktionen nach der Einnahme von Gluten. Dies könnte bedeuten, dass diese neue Therapie nicht nur bei Zöliakie helfen könnte, sondern auch bei anderen Erkrankungen, wie etwa Multiple Sklerose und Diabetes Typ 1. Dr. Dodero’s Forschung und die klinischen Studien ergänzen sich, indem sie sowohl grundlegende als auch anwendungsorientierte Ansätze verfolgen, die möglicherweise den Umgang mit glutenbedingten Erkrankungen revolutionieren könnten.
Insgesamt zeigt sich, dass sowohl das Verständnis der chemischen Aspekte von Gluten als auch innovativere Behandlungsansätze entscheidend für die Bewältigung glutenbedingter Erkrankungen sind. Die Erkundung der Rolle von Glutenpeptiden in der Darmschleimhaut bleibt ein zentrales Forschungsthema, das weitreichende Implikationen für die Gesundheit der Betroffenen haben könnte.