Wilhelmshaven

Der letzte Tag des Kochs Volker Dreyhaupt: Ein Abschied von Tradition und Geschmack

Volker Dreyhaupt, ein 59-jähriger Koch aus Oldenburg, hat am Sonntag nach 19 Jahren in der Traditionsgaststätte Steffmann seine berufliche Karriere gesundheitsbedingt beendet, und hinterlässt eine Lücke in der gutbürgerlichen Küche der Stadt, in der er seine Leidenschaft für einfache, schmackhafte Gerichte lebte.

Ein bekanntes Gesicht der Oldenburger Gastroszene zieht sich zurück: Volker Dreyhaupt, ein Koch aus der Generation der alten Schule, feiert am Sonntag seinen letzten Arbeitstag bei Steffmann. Seine Karriere, die fast zwei Jahrzehnte in dieser traditionsreichen Gaststätte verbracht hat, geht damit zu Ende. Was Dreyhaupt besonders auszeichnet, ist seine Liebe zur gutbürgerlichen Küche und der persönliche Kontakt zu seinen Gästen.

Der 59-Jährige hat seine Wurzeln in Jaderberg, wo er 1986 sein Abitur absolvierte, gefolgt von einem freiwilligen sozialen Jahr. Die Entscheidung, Koch zu werden, fiel in den Weser-Ems-Hallen, wo er seine Lehre begann. „Aus Leidenschaft und der Liebe zum Kochen“ – mit diesen Worten beschreibt Dreyhaupt seinen Werdegang. An seiner Seite war bis vor wenigen Jahren Ralf Wiemken, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet. „In der Gastronomie ist ein guter Umgangston wichtig, besonders in der Hektik“, erklärt Dreyhaupt.

Inzidenztracker

Karriere bei Steffmann

Nach seiner Ausbildung war Dreyhaupt fast 19 Jahre lang in der Gaststätte Steffmann beschäftigt. Dieses Restaurant war mehr als nur ein Ort, an dem man essen ging. Hier trafen sich Menschen zu Feierlichkeiten, genossen ihre Zeit bei einem frisch gezapften Bier oder einem guten Essen. Dreyhaupt erinnert sich glücklich an die Zeit seiner Tätigkeit: „Die gutbürgerliche Küche war und ist genau mein Ding.“ Seine Leidenschaft für traditionelle Gerichte fand ihren Ausdruck in seinen Spezialitäten, wie einem perfekt zubereiteten Grünkohl mit Bratkartoffeln.

Im Schnitt bereitete Dreyhaupt täglich etwa 100 Mahlzeiten zu, wobei besonders die Grünkohl-Saison für ihn zu einer arbeitsintensiven Zeit wurde: „Eine Tonne Grünkohl habe ich pro Saison verarbeitet.“ Kollegen berichteten von der Leidenschaft, die er in jedes Gericht steckte, und der Sorgfalt, mit der er kochte.

Abschied und Ausblick

Am Sonntag wird Dreyhaupt gesundheitsbedingt das letzte Mal die Schürze anlegen. Doch anstatt Trübsal zu blasen, blicken er und seine Kollegen positiv auf das, was kommt. Dreyhaupt, dessen große Begeisterung für die Bahn-Geschichte bekannt ist, plant, sich in Zukunft intensiver seinen Hobbys zu widmen. „Jetzt bin ich dran“, sagt er schmunzelnd über die Zeit, die ihm bevorsteht, in der er nicht mehr den täglichen Anforderungen der Gastronomie entsprechen muss.

Er freut sich darauf, seine Zeit künftig als Gast in den Restaurants zu verbringen, die er so sehr schätzt. Die Erinnerungen, die er in der Steffmann-Gaststätte gesammelt hat, wird er niemals vergessen. „Es ist schön, wenn es den Leuten schmeckt,“ betont er, bevor er sich und seinen kulinarischen Stil von der Bühne der aktiven Gastronomie zurückzieht.

Die Oldenburger Gastronomie verliert mit Dreyhaupt nicht nur einen talentierten Koch, sondern auch einen Menschen, der mit Herz und Leidenschaft für seine Arbeit stand. In einer Branche, die sich ständig wandelt und an Trends orientiert, ist es wichtig, solche traditionsbewussten Persönlichkeiten zu würdigen und ihren Einfluss zu feiern.

Der Wandel in der Gastronomie

Dreyhaupts Rückzug ist nicht nur für ihn persönlich von Bedeutung, sondern spiegelt auch einen Wandel in der Gastronomielandschaft wider. Immer weniger traditionelle Gaststätten mit bodenständiger Küche halten sich in der heutigen Zeit. Der Aufstieg von Feinkostläden und modernen Restaurants verändert das Bild der Gastronomie in Oldenburg, wo ehemals viele Plätze für spontane Treffen und geselliges Zusammensein existierten.

Wo einst das Essen im Mittelpunkt stand, verändert sich die Atmosphäre hin zu Eventgastronomie und außergewöhnlichen kulinarischen Erlebnissen. Dreyhaupt bleibt jedoch ein Symbol für die Zeiten, in denen das gute Essen und der Platz am Stammtisch mehr Bedeutung hatten als die Menükarte selbst – eine Herausforderung für die Gastronomie der Zukunft, sich an die Wünsche der modernen Kunden anzupassen und dabei die Wurzeln nicht zu verlieren.

Die Entwicklung der Gastronomie in Oldenburg

In Oldenburg hat sich die Gastronomieszene über die Jahre spürbar verändert. Früher waren traditionelle Gaststätten wie das Steffmann oder der Stedinger Hof prägend für das gastronomische Bild der Stadt. Diese Lokale bieten nicht nur Essen, sondern auch soziale Begegnungen, die im Alltag oft zu kurz kommen. Sie waren Zusammenkünfte für Stammtische, Feiern und gemütliche Abende nach der Arbeit. Mit dem zunehmenden Trend zur Eventgastronomie und dem Ruf nach internationaler Küche müssen viele traditionelle Wirtshäuser schließen.

Diese Entwicklung führte dazu, dass immer weniger traditionelle deutsche Küche auf den Speisekarten zu finden ist. Heute prägen häufig modernere Konzepte die Gastronomie in Oldenburg, die stärker auf schnelle Bedienung und eine internationale Klientel abzielen. Hingegen setzen Orte wie der Ratskeller und das Mephisto noch auf die althergebrachte gutbürgerliche Küche, die bei vielen Einheimischen nach wie vor beliebt ist.

Die Bedeutung der regionalen Küche

In der Diskussion um die Gastronomie kommt der regionalen Küche eine besondere Bedeutung zu. Diese spielt nicht nur eine Rolle für die Identität einer Stadt wie Oldenburg, sondern trägt auch zur regionalen Wirtschaft bei. Lokale Zutaten, wie zum Beispiel Grünkohl, der von Volker Dreyhaupt geschätzt wird, unterstützen nicht nur die lokale Landwirtschaft, sondern fördern auch ein Bewusstsein für saisonale und nachhaltige Ernährung.

Eine Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat gezeigt, dass das Interesse an regionalen Produkten in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Über 50 % der Befragten gaben an, beim Einkauf von Lebensmitteln oft auf regionale Produkte zu achten. Diese Entwicklung ist eine Chance für Gastronomiebetriebe, die traditionellen Gerichte anbieten und gleichzeitig ihre Nähe zur Region und ihren Zutaten betonen.

Für viele Oldenburger ist die gutbürgerliche Küche, wie sie Dreyhaupt zubereitet, ein Stück Heimat und Kultur, das nicht verloren gehen sollte. Viele Gaststätten haben die Herausforderung angenommen, ihre Speisen mit lokalen Einflüssen neu zu interpretieren und damit eine Brücke zwischen Tradition und modernen Essgewohnheiten zu schlagen.

Das Handwerk des Kochens im Wandel

Das Kochen gilt als Kunst, die nicht nur technisches Können, sondern auch Leidenschaft erfordert. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch auch die Ausbildung und die Wahrnehmung des Kochberufs stark verändert. Durch die Medialisierung und die Popularität von Kochshows hat das Kochen einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft bekommen.

Jedoch kämpfen viele traditionelle Köche, wie Volker Dreyhaupt, mit den Herausforderungen der Massenproduktion und den daraus resultierenden Qualitätsverlusten. Die Ausbildung in der Gastronomie wird häufig kritisiert, da viele junge Köche nicht mehr die Zeit und Muße haben, die Grundlagen des Kochens zu erlernen. Der Umgang mit frischen Produkten und das Erlernen traditioneller Kochtechniken kommen oft zu kurz.

Die Bedeutung von Köchen wie Dreyhaupt, die aus der alten Schule kommen und die Grundwerte des Kochens hochhalten, ist heute wichtiger denn je. Sie repräsentieren eine Ära, in der die persönliche Note in der Gastronomie und die Verbundenheit mit der Region im Vordergrund standen, was für die zukünftige Generation von Köchen ein wertvolles Vorbild darstellen kann.

Lebt in Amberg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"