Vorfall | Terrorismus, Raub, Waffenvergehen, Mord/Totschlag |
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Uhrzeit | 09:56 |
Ort | Verden, Berlin-Kreuzberg, Berlin-Friedrichshain, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Stuhr, Cremlingen |
Festnahmen | 1 |
Ursache | Überfälle, unerlaubter Waffenbesitz |
Die Schatten der Vergangenheit holen sie ein: Daniela Klette, einst Mitglied der berüchtigten Roten Armee Fraktion (RAF), steht erneut im Fokus der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Verden hat offiziell Anklage gegen die 66-Jährige erhoben, die sich derzeit in Haft befindet. Ihr werden versuchter Mord und zahlreiche Überfälle vorgeworfen, die zwischen 1999 und 2016 stattfanden. Klette und ihre Komplizen sollen dabei über 2,7 Millionen Euro erbeutet haben, wie az-online.de berichtete.
Die Anklage umfasst nicht nur versuchten Mord, sondern auch schweren Raub und unerlaubten Waffenbesitz. Bei ihrer Festnahme fanden die Ermittler in Klettes Wohnung eine Kalaschnikow und sogar eine Panzerfaustgranate. Die Verteidigung kritisiert die Anklage scharf und spricht von gravierenden Mängeln. Sie argumentiert, dass die Vorwürfe gegen Klette, insbesondere der versuchte Mord bei einem Überfall in Stuhr, nicht haltbar seien, da nicht gezielt auf den Fahrer des Geldtransporters geschossen wurde.
Ein Leben im Untergrund
Die Ermittlungen gegen Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg, laufen bereits seit Jahren. Das Trio soll in verschiedenen Bundesländern, darunter Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, zahlreiche Überfälle begangen haben, um ihren Lebensstil im Untergrund zu finanzieren. Klette war häufig die Fahrerin des Fluchtautos, während ihre Komplizen die Überfälle durchführten. Die Taten wurden mit Schusswaffen oder Elektroschockern durchgeführt, was die Brutalität ihrer Vorgehensweise unterstreicht.
Besonders brisant ist der Überfall in Stuhr, bei dem Schüsse fielen, jedoch keine Beute gemacht wurde. Dies könnte die Anklage wegen versuchten Mordes weiter komplizieren. Die größte Beute erbeuteten sie im Juni 2016 bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Cremlingen, wo sie 1,38 Millionen Euro erlangten.
Die RAF und ihre Nachwirkungen
Klette war Teil der dritten Generation der RAF, die 1998 offiziell aufgelöst wurde, nachdem sie über 30 Menschen das Leben genommen hatte. Die Ermittler betonen jedoch, dass die aktuellen Taten keinen terroristischen Hintergrund hatten. Das Landgericht Verden muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Die Entscheidung könnte sich bis ins nächste Jahr ziehen, da geeignete Räumlichkeiten für den Prozess in der Stadt fehlen.
Die Festnahme von Klette in Berlin-Kreuzberg war spektakulär: Sie lebte unter falschem Namen und wurde dort von den Ermittlern geschnappt. Seit ihrer Festnahme sitzt sie im Frauengefängnis in Vechta, wo ihre Untersuchungshaft bereits einmal verlängert wurde. Klette selbst bestreitet die Vorwürfe vehement und spricht von einer „Denunziation“ durch die Behörden und einer „Medienhetze“.
Ermittlungen der Bundesanwaltschaft
Doch das ist nicht alles: Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen auch Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wirft Klette versuchten Mord in zwei Fällen sowie Mittäterschaft bei Sprengstoffexplosionen in der Zeit von 1990 bis 1993 vor. Diese Anklage wird voraussichtlich in einem separaten Verfahren behandelt, da die Mitgliedschaft in der RAF inzwischen verjährt ist, wie az-online.de berichtete.
Die kommenden Monate könnten entscheidend für Klette und ihre Komplizen werden. Die Justiz hat die Aufgabe, die dunklen Kapitel der Vergangenheit aufzuarbeiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Öffentlichkeit wird gespannt auf die Entwicklungen warten, während die Schatten der RAF weiterhin über Deutschland schweben.