Am 10. Februar 2025 hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ein innovatives Projekt ins Leben gerufen, das die Behandlung von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen revolutionieren könnte. Die digitale Therapieplattform RELIEV ermöglicht es Betroffenen, ihre Therapie effizienter zu gestalten und durch den Einsatz einer speziellen App ihre Lebensqualität zu erhöhen. Laut MHH leiden in Niedersachsen circa 245.000 Menschen an Rheuma, darunter auch Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen sind berufstätig und kämpfen mit den Herausforderungen der Erkrankung, die ihre Arbeitsfähigkeit erheblich einschränken kann.
Die jährlichen Therapiekosten für Rheumafälle betragen zwischen 12.000 und 25.000 Euro. Diese finanziellen Belastungen ziehen nicht nur persönliche Einschränkungen nach sich, sondern stellen auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Die neue App zielt darauf ab, die notwendige Physiotherapie zu entlasten und gleichzeitig den praktischen Aufwand für Behandlungen erheblich zu reduzieren. So soll die Zahl der notwendigen Praxisbesuche um bis zu 90 Prozent verringert werden.
Projektdetails und Funktionen der App
Im Rahmen des Projekts RELIEV, das mit einer Förderung von 500.000 Euro durch die NBank unterstützt wird, sollen praktische Videoanleitungen, Tipps zum Umgang mit der Krankheit und der Kontakt zu Therapeuten über eine Chatfunktion bereitgestellt werden. Nutzer können Angebote nach einem Baukastenprinzip auswählen und in ihrem eigenen Tempo nutzen. Diese flexible Handhabung soll den Betroffenen helfen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu integrieren und die aktuelle Lebensqualität zu steigern.
Das Projekt begann mit einer kleinen Gruppe von 50 Betroffenen und soll durch eine umfassendere Studie mit 100 Teilnehmern erweitert werden. Das langfristige Ziel ist die Überführung der App in die Regelversorgung, was erhebliche Einsparungen im Gesundheitswesen bewirken könnte. So zeigen Berechnungen, dass beim verzögerten Einsatz von teuren Biologika, also krankheitsmodifizierenden Medikamenten, bei 100 behandelten Patienten Einsparungen von etwa 1,2 Millionen Euro pro Jahr möglich wären.
Digitale Gesundheitsanwendungen und deren Bedeutung
Die Bedeutung digitaler Gesundheitsanwendungen wächst stetig. Bisher sind jedoch keine spezifischen Anwendungen für rheumatische Erkrankungen als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zugelassen, gemäß digitalrheumalab. Einige bestehende Anwendungen für allgemeine Gesundheitsfragen können jedoch bei Symptomen und Begleiterkrankungen unterstützen. Im Vergleich dazu bietet RELIEV maßgeschneiderte Lösungen für Rheuma-Patienten.
Generell zeigen digitale Anwendungen in der Physiotherapie vielversprechende Ergebnisse. So gewinnen sie zunehmend an Bedeutung, indem sie Übungsanleitungen, telemedizinische Beratungen und personalisierte Therapiepläne anbieten. Diese Flexibilität kann besonders für Menschen in ländlichen Regionen von großem Vorteil sein, wo der Zugang zu physiotherapeutischen Leistungen oft eingeschränkt ist, wie auf ZHAW berichtet wird.
Insgesamt hat das Projekt RELIEV das Potenzial, die Versorgung von Rheuma-Patienten nachhaltig zu verbessern und die Möglichkeiten der digitalen Therapie innovativ zu erweitern. Die enge Zusammenarbeit mit Fachinstituten und Therapeuten könnte dazu beitragen, die App schnell in die Regelversorgung zu integrieren und die Lebensqualität vieler Betroffenen zu erhöhen.