Osnabrück

„Stilllegung des Warendorfer Hartsteinwerks: Ein Kapitel endet nach 125 Jahren“

Nach 125 Jahren wird das älteste Hartsteinwerk Deutschlands in Warendorf aufgrund der Baukrise und steigender Energiepreise stillgelegt, was das Ende einer bedeutenden Produktionsgeschichte markiert.

Die Schließung eines traditionsreichen Unternehmens ist nicht nur ein Verlust für die angestrebte Branche, sondern hat auch weitreichende Folgen für die lokale Gemeinschaft. In Warendorf wird das älteste Hartsteinwerk Deutschlands, das seit 1899 besteht, vorübergehend stillgelegt. Dies bedeutet das Ende einer über 125-jährigen Geschichte der Steineproduktion und ebnet den Weg für eine Diskussion über die Herausforderungen, vor denen die Bauindustrie und deren Zulieferer stehen.

Ursachen für die Stilllegung

Guido Wolff, Geschäftsführer der Warendorfer Hartsteinwerke, macht deutlich, dass die Entscheidung zur Schließung vor allem durch die aktuelle Konjunkturkrise im Bauwesen bedingt ist. Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren steigende Energiepreise und erhöhte regulatorische Anforderungen maßgebliche Faktoren. „Es hätte investiert werden müssen“, so Wolff. Die rückläufige Produktion in den letzten Jahren hatte bereits besorgniserregende Dimensionen angenommen – die Auslastung sank von 100 Prozent auf nur noch etwa 30 Prozent.

Ein Blick in die Geschichte

Das Werk ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein Teil der Warendorfer Identität. Gegründet von den Unternehmern Kottrup und Schräder, war das Werk von Anfang an ein Ort, der sich mit eigenen Ressourcen entwickelte. Die Steine wurden aus der Umgebung gewonnen, und die Produktionsstätten wuchsen mit der Zeit aus der eigenen Fertigung. Historische Kenntnisse aus zehntausenden von Jahren wurden hier, im sogenannten „Baggerloch“, durch zahlreiche archäologische Funde dokumentiert – von Mammut- bis zu mittelalterlichen Überresten.

Wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region

Die Schließung des Hartsteinwerks wird nicht nur die lokalspezifische Bauindustrie betreffen, sondern hat auch potenzielle Auswirkungen auf Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Infrastruktur in Warendorf. Wenn das Werk in Standby versetzt wird, bleibt abzuwarten, wie sich dies langfristig auf die Region auswirken wird. Der Wegfall einer solch bedeutenden Produktionsstätte könnte auch die abnehmende Versorgung mit qualitativ hochwertigen Baustoffen zur Folge haben, was die Baukosten in der Umgebung beeinflussen könnte.

Der Erhalt der Tradition

Obwohl das Werk stillgelegt wird, soll der Standort nicht abgerissen oder zurückgebaut werden. Es gibt Hoffnung, dass die Produktion wieder aufgenommen werden kann, wenn sich die Wirtschaft erholt. Historisch betrachtet hat das Werk zur Errichtung vieler Gebäude in Warendorf beigetragen; es wird geschätzt, dass die Menge an produzierten Steinen genug wäre, um die Stadt mehr als zehnmal neu zu bauen. Diese Geschichte wird weiterleben, unabhängig von der aktuellen Schließung.

Fazit: Ein Wendepunkt mit Perspektiven

Die Stilllegung des Hartsteinwerks von Warendorf ist mehr als nur das Schließen eines Werksportals; es ist ein symbolischer Wendepunkt für die Bauindustrie in Deutschland. Guido Wolff äußert, dass trotz der aktuellen Herausforderungen ein Funken Hoffnung besteht, dass das Werk in Zukunft wieder zum Leben erweckt werden kann. Die Erinnerungen an 125 Jahre Hartsteinzeugnis werden weiterhin in den Mauern Warendorfs lebendig bleiben.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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