Die Theaterwelt trauert um Otto Schenk. Der Wiener Schauspieler, Regisseur und Humorist verstarb am 9. Januar 2025 und hinterlässt ein bemerkenswertes Erbe. Schenk war nicht nur ein Publikumsliebling, sondern auch eine prägende Figur des Theaters in Wien, die bis ins hohe Alter aktiv blieb. Er war bekannt dafür, persönlich ans Telefon zu gehen, wenn die Zeitungen anriefen, was seine Zugänglichkeit und den direkten Kontakt zu seinen Fans unterstreicht.
Schenk war zuletzt 2019 als Firs in Anton Tschechows klassischem Werk „Der Kirschgarten“ zu sehen. In der Inszenierung, die von Amélie Niermeyer am Theater in der Josefstadt geleitet wurde, verkörperte er den alten Diener, der zwischen den nostalgischen und tragischen Elementen der Geschichte geisterte. Zu diesem Zeitpunkt war Schenk fast 90 Jahre alt und beeindruckte das Publikum mit seiner Darbietung.
Ein Meisterwerk von Tschechow
„Der Kirschgarten“ handelt von der verwitweten Adligen Ljubow Andrejewna Ranjewskaja, die mit ihrer Tochter nach Russland zurückkehrt. Ihr Gut ist von einem malerischen Kirschgarten umgeben, doch die Verschuldung bedroht die Existenz des Anwesens und führt zu einer drohenden Zwangsversteigerung. Der Kaufmann Lopachin, Sohn eines ehemaligen Bauern, strebt danach, das Gut zu retten.
Das Stück verbindet auf wunderbare Weise Humor und Tragik und thematisiert die Unvereinbarkeit der alten und neuen Zeit. Zur Uraufführung gelangte es im Jahr 1904 unter der Regie von Konstantin Stanislavski im Moskauer Künstlertheater, wo es große Resonanz fand. Amélie Niermeyers Inszenierung wurde als frisch und energetisch beschrieben, mit einem starken Ensemble, zu dem Schenk gehörte, und anderen Talenten wie Sona MacDonald in der Hauptrolle der Ranjewskaja.
Einfluss und Erbe
Die Charaktere in „Der Kirschgarten“ führen die Zuschauer durch eine komplexe emotionale Landschaft. Während der alte Diener Firs mit den Trümmern der Vergangenheit ringt, diskutieren jüngere Figuren wie Lopachin modernere Ansätze zur Rettung des Gutes. Das Bühnenbild von Stefanie Seitz und die Kostüme von Annelies Vanlaere unterstreichen die zeitgenössische Relevanz des Stücks.
Oberflächlich betrachtet, erzählt das Stück eine einfache Geschichte von Verlust und Veränderung, doch unter der Oberfläche verbirgt sich ein tiefgründiger Kommentar über den Niedergang des Adels und die Herausforderungen der modernen Gesellschaft. Schenks Darstellung des Firs bleibt im Gedächtnis, denn der alte Diener verkörpert die vergängliche Pracht und die Traurigkeit einer vergangenen Ära.
Obwohl Schenk nun von uns gegangen ist, wird er für sein unermüdliches Engagement für das Theater und seine Fähigkeit, Generationen von Zuschauern zu berühren, in Erinnerung bleiben. Sein Vermächtnis lebt weiter, auch in Inszenierungen wie „Der Kirschgarten“, die weiterhin in Theatern rund um die Welt gespielt werden. Schenk wird als zentraler Bestandteil des Erbes der Wiener Theaterkultur gewürdigt.
Weitere Informationen über Schenk und seine letzte Rolle sind in einem Nachruf der Süddeutschen Zeitung zu finden. Details zu Amélie Niermeyers Inszenierung von „Der Kirschgarten“ sind auf der Webseite des Theaters in der Josefstadt verfügbar. Außerdem kann der umfangreiche Kontext des Stückes in der Wikipedia-Seite zu „Der Kirschgarten“ nachgelesen werden.