In jüngerer Zeit hat die russische Militärführung zunehmend auf ausländische Soldaten gesetzt, um die eigenen Truppen im Ukraine-Konflikt zu verstärken. Aktuelle Untersuchungen von Monitor zeigen, dass jemenitische Zivilisten, darunter auch Huthi-Rebellen, gegen ihren Willen für die russische Armee rekrutiert wurden. Ein betroffener jemenitischer Mann berichtete, dass er und mindestens 150 weitere Männer mit falschen Versprechungen nach Russland gelockt und an die Front geschickt wurden. Viele von ihnen hätten zu allem Überfluss aus einem Abstand von nur wenigen Metern ferngesteuert werden müssen.
Die jemenitischen Rekruten wurden mit einem monatlichen Gehalt von 3.000 Dollar geködert, was für viele eine verlockende Einnahmequelle darstellt. Die Vermittlungsfirma „Al Jabri General Trading and Invest Co.“ gewährte ihnen die Aussicht auf bezahlte Arbeit in Russland, ohne jedoch zu erwähnen, dass sie auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden würden. Über Dubai reisten die Jemeniten nach Moskau, wo sie unter Druck Militärverträge unterzeichnen mussten. Laut den Berichten sind bereits rund zwei Dutzend dieser Rekruten verwundet oder getötet worden.
Zwielichtiger Menschenhandel und strategische Verbindungen
Verantwortlich für die Rekrutierung ist ein Netzwerk von Akteuren mit russischen und jemenitischen Hintermännern, zu dem auch der jemenitische Geschäftsmann und Politiker Abdul Wali Al-Jabri gehört. Al-Jabri weist die Vorwürfe der Täuschung zurück und behauptet, die Männer seien freiwillig gereist. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Die Huthi-Rebellen, die mit dem Iran verbündet sind, haben mittels „zwielichtigen Menschenhandels“ hunderte von jemenitischen Söldnern für den russischen Militärdienst angeworben. Berichten zufolge geschieht dies durch ein Unternehmen, das von einem einflussreichen Huthi-Politiker gegründet wurde.
Eine Analyse von Margarete Klein, Politologin, verbindet die Rekrutierung der jemenitischen Huthi-Rebellen mit einer strategischen Allianz zwischen ihnen und der russischen Führung. In dem Kontext wird vermutet, das Russland den Huthis in der Vergangenheit Kleinwaffen geliefert hat und dass Huthi-Delegationen mehrmals in Moskau zu Gesprächen waren. Diese Schritte untermauern die Befürchtung einer intensiveren militärischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Akteuren.
Innenpolitische Motive und Zwangsrekrutierungen
Russland sieht sich in einem dringenden Bedarf an Rekruten für den militärischen Einsatz in der Ukraine und hat daher auch Nordkorea als Quelle für Soldaten in Betracht gezogen. Zudem hat ein neues Gesetz, unterzeichnet von Präsident Wladimir Putin, festgelegt, dass Freiwillige ihre Kreditschulden bis zu zehn Millionen Rubel (ca. 91.000 Euro) erlassen können, wenn sie sich für den Kriegsdienst verpflichten. Berichte über ähnliche Zwangsrekrutierungen junger Männer gibt es auch aus der Ukraine.
In Anbetracht dieser Lage ist es offensichtlich, dass die Rekrutierung jemenitischer Kämpfer nicht nur eine Frage von außenpolitischer Notwendigkeit ist, sondern auch innenpolitische Motive von Seiten Russlands bedient. Die Anwerbung ausländischer Söldner könnte als eine Strategie interpretiert werden, um die eigene Bevölkerung vor einer weiteren Mobilisierung zu schützen und gleichzeitig die Grenzen des Engagements im Ukraine-Konflikt zu erweitern.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen deutlich, wie Konflikte nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch durch komplexe Netzwerke von Rekrutierung und Einflussnahme beeinflusst werden, die weit über nationale Grenzen hinausgehen.
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