Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat sich in einer Videobotschaft an Präsident Wolodymyr Selenskyj über die Einmischung der Militäradministration in die Angelegenheiten der Stadt beklagt. Klitschko kritisiert, dass während Selenskyj sich auf den Krieg konzentriert, Personen aus dessen Umfeld politische Intrigen spinnen, was die Verwaltung destabilisieren und die Lebensqualität in Kiew bedrohen könnte. Klitschko warnte, dass diese Dynamiken langfristige Folgen für die Stadt haben könnten.
Selenskyj hat zum Jahreswechsel den Chef der Militärverwaltung von Kiew gewechselt: Der neue Militärgouverneur Tymur Tkatschenko, zuvor Vizeminister für strategische Industriesektoren, kündigte umfassende Veränderungen in Kiew an, obwohl er keine militärische Erfahrung besitzt. Klitschko sieht in dieser Entwicklung einen weiteren Beleg für die problematischen Machtspielchen um Führungsposten in Kiew.
Konflikte und Machtspiele
Bereits in der Vergangenheit gab es Spannungen zwischen Klitschko und Selenskyj. Selenskyj kritisierte Klitschko wegen mangelhafter Schadensbeseitigung nach russischen Luftangriffen, während Klitschko ihm vorwirft, die politischen Machenschaften in Kiew nicht ausreichend zu kontrollieren. Zudem wird Klitschko als möglicher Gegenkandidat Selenskyjs bei künftigen Präsidentschaftswahlen gehandelt. Diese Rivalität könnte in der derzeitigen kritischen Lage umso mehr an Bedeutung gewinnen.
In einem weiteren Machtkampf plant Selenskyj, sich von Walerij Saluschnyj, dem Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, zu trennen. Dieser Schritt wird von Klitschko scharf kritisiert, da Saluschnyj, der militärische Erfolge gegen die russische Invasion aufweisen kann, unter den Soldaten und der Bevölkerung sehr beliebt ist. Klitschko hebt die Bedeutung der Einheit und Kampffähigkeit der Armee angesichts der anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen hervor.
Militärische Lage und internationale Reaktionen
Am 24. Januar 2025 sind neue Videoaufnahmen aufgetaucht, die ukrainische Soldaten zeigen, die sich aus Velyka Nowosilka im Donbass zurückziehen. Dies verdeutlicht den stetigen Vormarsch der russischen Truppen, die täglich Gebietsgewinne verzeichnen. Nur eine der letzten Verteidigungspositionen der Ukraine im südlichen Donbass bleibt nun noch an der Linie des Flusses Vorona. Der Verlust von Tschassiw Jar scheint ebenfalls bevorzustehen, wobei die ukrainische Armee nur noch zwei Stadtteile in der Hand hat.
Im Hintergrund der militärischen Auseinandersetzungen führt die Ukraine weiterhin Drohnenangriffe auf russische Infrastruktur durch, um die Kriegsfinanzierung durch Ölexporte zu unterbrechen. Aktuelle Berichte dokumentieren auch schwere Kämpfe in der Region Kursk, wo ukrainische FPV-Drohnen mehrere Angriffsversuche der russischen Truppen vereiteln konnten. Ein Austausch von gefallenen ukrainischen Soldaten zwischen der Ukraine und Russland fand kürzlich statt, unterstützt vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz.
Die politischen und militärischen Entwicklungen in der Ukraine bleiben weiterhin angespannt. Klitschko und Saluschnyj sehen sich einem Präsidenten gegenüber, der immer wieder Gefahren für die Stabilität und Einheit des Landes mit seinen Entscheidungen heraufbeschwört. Der bevorstehende Machtwechsel innerhalb der militärischen Führung könnte auch Auswirkungen auf die dringend benötigte Unterstützung der Bevölkerung und der Truppen haben.