Die Ukraine hat am 6. Januar 2025 mit einer Offensive in der russischen Region Kursk begonnen. Ziel der ukrainischen Truppen ist es, verlorenes Terrain zurückzugewinnen und die Verhandlungsposition in zukünftigen Gesprächen zu stärken. Im vergangenen Sommer wurde bereits ein Vorstoß unternommen, wobei Russland seither etwa die Hälfte der besetzten 1000 Quadratkilometer zurückerobert hat. An diesem Wochenende konnte die Ukraine erste Erfolge melden und einige Kilometer vorrücken, was die Hoffnung auf eine günstige Verhandlungsposition nährt. Dies bestätigte auch Andrij Jermak, der Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, mit positiven Nachrichten in einem Telegram-Post.

Die Offensive wurde in der Gegend um Sudscha eingeleitet, die seit August 2024 von der Ukraine kontrolliert wird. Geolokalisierte Aufnahmen belegen, dass ukrainische Truppen in mehrere russische Dörfer, darunter Tscherkasskoje Poretschnoje, Martynowka und Michailowka, eindringen konnten. Berichten zufolge operieren rund 2000 ukrainische Soldaten in kleinen Gruppen, ausgestattet mit Minenräumfahrzeugen, Panzern und anderen gepanzerte Fahrzeugen. Während die ukrainische Armee Fortschritte macht, berichtet Moskau von einem gescheiterten, ukrainischen Gegenangriff, der von der russischen Artillerie und Luftwaffe zerschlagen worden sei.

Militärische und politische Unsicherheiten

Ex-Nato-General Hans-Lothar Domröse warnt jedoch vor den Gefahren eines rein politisch motivierten Vorgehens und betont die Wichtigkeit, die militärische Lage genau zu beobachten. Er rät der Ukraine, Angriffe mit wenig Erfolgschancen zu vermeiden, um Verluste an Soldaten und Ausrüstung zu verhindern. Dies korrespondiert mit der Einschätzung von Schweizer Militärexperte Albert A. Stahel, der darauf hinweist, dass politische Verhandlungen mit Russland möglicherweise keinen echten Frieden, sondern lediglich einen Waffenstillstand ohne echte strategische Zugewinne für die Ukraine nach sich ziehen könnten.

Kurzzeitig scheinen russische Offizielle und Militärblogger sich über den Erfolg der ukrainischen Offensive zu uneinig. Während die offiziellen russischen Stellen versuchen, die Fortschritte der Ukraine zu minimieren, berichten Militärblogger von Zerschlagungen ukrainischer Angriffsgruppen, stellen jedoch fest, dass einige Dörfer weiterhin von ukrainischen Truppen gehalten werden. Die offensichtlichen Erfolge der Ukraine in Kursk können als eine Reaktion auf die aus ihrer Sicht gescheiterte russisch-nordkoreanische Zusammenarbeit gewertet werden, die laut Domröse in der Region nicht die erhofften militärischen Fortschritte gebracht hat.

Zukunftsausblick

Die strategische Bedeutung der Offensive in Kursk ist sowohl militärisch als auch politisch von Bedeutung. US-Außenminister Antony Blinken betont, dass die ukrainische Position in Kursk für künftige Verhandlungen von entscheidender Wichtigkeit ist. Angesichts der komplizierten militärischen und politischen Lage bleibt es abzuwarten, wie die Entwicklungen in den kommenden Tagen verlaufen werden. Die ukrainische Armee kontrolliert derzeit einige entscheidende Positionen, was auf ein enges Ringen um die Vorherrschaft in der Region hinweist.

Mit dieser Offensive könnte die Ukraine nicht nur an Terretorium gewinnen, sondern auch ihre Macht und Entschlossenheit in diesem konfliktbeladenen Gebiet demonstrieren. Dennoch bleiben die Risiken und Herausforderungen hoch, und militärische sowie strategische Entscheidungen werden entscheidend sein, um eine weitere Erosion der eigenen Position zu vermeiden. Während der Fokus auf militärischen Fortschritten liegt, bleibt das politische Spiel im Hintergrund nicht weniger entscheidend für die Zukunft des Landes.

Bild und Datenquelle: Focus, Watson, Zeit.