In Wildeshausen brodelt es im Vorfeld des diesjährigen Gildefests, das zu Pfingsten als gesellschaftlicher Höhepunkt gefeiert wird. Ein zentraler Streitpunkt ist die Frage, ob Mädchen beim Kinderschützenfest nicht nur zuschauen, sondern aktiv mit der Armbrust Schießen dürfen. Aktuell ist dies laut den Statuten der Schützengilde, einem seit jeher männlich dominierten Verein, lediglich Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren erlaubt. Der Vorschlag, die Regelung zu ändern, wird am Samstag auf der Generalversammlung der Gilde beraten, berichtet die MOPO.

Die Initiative „Gilde für alle“ hat sich formiert, um für eine gleichberechtigte Teilnahme aller Kinder am Fest zu kämpfen. Sie fordert, dass Mädchen beim Kinderschützenfest die gleichen Möglichkeiten erhalten wie ihre männlichen Altersgenossen. Hendrik Boldt, ein Mitglied der Initiative, äußert besorgt, dass viele ältere und sehr junge Mitglieder der Gilde wenig aufgeschlossen gegenüber diesen Forderungen sind. Trotzdem hoffen die Initiatoren auf eine breite Unterstützung, auch wenn sie die Chancen auf eine Mehrheit als gering einschätzen. Majken Hjortskov, ein weiteres Mitglied der Initiative, sieht sich in der unglücklichen Lage, nicht abstimmen zu können, da sie als Frau nicht Mitglied der Gilde ist.

Bedeutung des Gildefestes für die Gemeinde

Das Gildefest hat eine zentrale Bedeutung für die Identität der Stadtbewohner. Es fördert den Zusammenhalt zwischen der jüngeren Generation und den etablierten Mitgliedern der Gemeinschaft, egal ob Einheimische oder Zugezogene. Es sei zudem ein wichtiges Event für Kinder in Wildeshausen, die sich auf die Aufnahme in die Gilde freuen, berichtet die Petition von Campact. Allerdings führt der Ausschluss von Mädchen sowohl als Schützenkönigin als auch von aktiver Teilnahme dazu, dass sich viele Mädchen und Frauen vom Fest distanzieren. Daher wird gefordert, die Tradition der Gilde zu reformieren, um alle Bürger unabhängig von Geschlecht zu integrieren.

Auf politischer Ebene wird das Fest ebenfalls gesehen, heißt es weiter. Empfänge im Rathaus und die Rolle des Bürgermeisters als General der Gilde unterstreichen die Bedeutung des Festes in der kommunalen Identität.

Doktorandenforschung zum Schützenwesen

Die Diskussion um das Gildefest und die Teilnahme von Mädchen wird auch im Kontext eines neuen Buches betrachtet. „Immaterielles Kulturerbe und Regionale Identität – Schützenwesen in Nordwestdeutschland“ von Jonas Leineweber und Eva-Maria Seng, erschienen im Jahr 2025, thematisiert die Rolle des Schützenwesens als Teil des kulturellen Erbes und dessen Einfluss auf die lokale Identity. Dies bringt neue Perspektiven in die Debatte über die Modernisierung tradierter Bräuche und die Einbeziehung aller Gemeinschaftsmitglieder. Das vollständige Werk kann über den Verlag De Gruyter bezogen werden.