„Onkel Johnny’s Strandwirtschaft“ in Wenningstedt auf Sylt steht in akuter Gefahr. Starke Sturmfluten, die am 7. Januar über die Insel hinwegfegten, haben die Strände stark erodiert und gefährliche Bedingungen für das erst vor vier Jahren errichtete Lokal geschaffen. Wirt Desche Behrends zeigte sich zwar optimistisch, dass sein Restaurant nicht sofort einstürzt, doch er weiß um die Dringlichkeit neuer Sandvorspülungen im kommenden Sommer. Die Wellen hatten sich bedrohlich nah genähert und große Mengen Sand mitgerissen, was zu einer meterhohen Abbruchkante führte und die Versorgung mit Getränken für das Lokal erschwerte.
Der Zugang zum Lokal wurde durch die Sturmfluten erheblich beeinträchtigt, doch der Tourismus-Service Wenningstedt-Braderup setzte einen Radlader ein, um den Weg zum Strand wiederherzustellen. Behrends dokumentierte die Situation mit einem Foto auf Instagram und nahm die missliche Lage mit Humor.
Küstenschutzmaßnahmen
Um dem kontinuierlichen Verlust von Stränden entgegenzuwirken, hat Sylt in diesem Jahr umfangreiche Küstenschutzmaßnahmen ergriffen. Rund 1,2 Millionen Kubikmeter frischer Sand sollen zur Stabilisierung der Strände verlegt werden. Diese Sandvorspülungen fehlen in vielen Regionen der Nordsee, da auch andere Inseln wie Wangerooge und Norderney massive Sandverluste zu beklagen haben. Auf Wangerooge etwa ist der Hauptbadestrand nahezu komplett weggespült worden, was den Verlust von knapp 80.000 Kubikmetern Sand bedeutet.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt betont die Notwendigkeit dieser Maßnahmen als gelebten Küstenschutz. Er und andere Offizielle haben sich kürzlich die Schäden an Sylts Stränden zwischen Hörnum und Kampen angesehen und die Herausforderungen des Klimawandels für die Küstenschutzstrategie erkannt. Die Sturmflutsaison, die bereits in vollem Gange ist, wird voraussichtlich immer heftiger. Küstenschutzexperten haben die am meisten gefährdeten Abschnitte der Küste in Augenschein genommen.
Klimawandel und seine Folgen
Die Verlagerung von Sand erfolgte aus bis zu 30 Metern Tiefe etwa acht Kilometer vor Westerland. Die reinen Kosten für die Sandvorspülungen belaufen sich auf rund 9,5 Millionen Euro. In den letzten Jahrzehnten wurden seit 1972 an der Westküste Sylts insgesamt 60 Millionen Kubikmeter Sand aufgespült, um das Risiko von Landverlust und die Auswirkungen von Sturmfluten auf das Festland zu minimieren.
In den kommenden Jahren wird es wichtig sein, die Finanzierung solcher Maßnahmen zu sichern, was aktuell aufgrund eines fehlenden Bundeshaushalts ungewiss ist. Auch die Landesschutzdeiche der Insel haben die vergangene Sturmflutsaison gut überstanden und sind für die kommende Saison gerüstet, denn die Bedrohung durch heftige Stürme bleibt bestehen. Diese Einschätzung bekräftigen die aktuellen Entwicklungen und die damit verbundenen Herausforderungen für den Küstenschutz auf Sylt.
Die von diesen Naturgewalten betroffene Strandbar und die drängenden Sanierungsbedarfe sind ein deutlicher Hinweis auf die Gefahren, die sich durch den Klimawandel ergeben. Sowohl für die Betreiber der Gastronomie als auch für die gesamte Inselgemeinschaft bleibt der Küstenschutz eine zentrale Herausforderung in der kommenden Zeit.
Für mehr Informationen über die Situation in Wenningstedt und die Herausforderungen durch den Klimawandel können Sie die Berichte von Mopo, n-tv und Sueddeutsche lesen.