Für 22 Jahre blieb das Regenrückhaltebecken Ebbers Kamp in Rotenburg (Wümme) unberührt und entwickelte sich zu einem wertvollen Biotop. Im Herbst 2024 jedoch traf die Stadt die Entscheidung, das Areal zu räumen, was unerwartet verheerende Folgen hatte: Ein massives Fischsterben war die unmittelbare Reaktion auf diese rabiaten Maßnahmen. Überall im Becken wurden Bäume und Sträucher abgesägt, was nicht nur den Lebensraum der Tiere, sondern auch die Wasserqualität stark beeinträchtigte. Anwohner reagierten mit „Fassungslosigkeit“ und „Erschütterung“ auf die Vorgänge, während der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) versicherte, dass bei dieser „Pflegemaßnahme“ schwerwiegende Fehler gemacht wurden, insbesondere in der Berücksichtigung von Naturschutzbelangen.
Bürgermeister Torsten Oestmann räumte nun die bestehenden Fehler ein und versprach eine Verbesserung der Kommunikation sowie der Planung in zukünftigen Maßnahmen. Die Sorge um die biologische Vielfalt wurde laut BUND-Sprecher Manfred Radtke lautstark geäußert, der mehr Aufklärung und die Einbindung von Experten in den Entscheidungsprozess forderte. Radtke kritisierte, dass die Absprachen mit der Naturschutzbehörde nicht dokumentiert und Anwohner nicht über die Pläne informiert wurden.
Ursachen des Fischsterbens in Niedersachsen
Das Fischsterben am Regenrückhaltebecken ist nicht ein isoliertes Phänomen. Im Jahr 2023 waren über 100 Kilometer Gewässer in Niedersachsen betroffen, und in der Hamme allein wurden über eine Tonne tote Fische gefunden. Die Dunkelziffer der Verluste könnte erheblich höher sein. Zudem sind in der Bode nahezu alle Fischarten und die begleitenden Nahrungsorganismen wie Kleinkrebse gestrandet. Anglerverbände kritisieren, dass sie selbst Ursachenforschung betreiben mussten, während auf behördlicher Seite kein Ansprechpartner vorhanden schien. Wichtige Analysen der Wassergesundheit und -ökologie wurden versäumt, was die Situation weiter verschärfte.
Die Diskussion um den Naturschutz in Niedersachsen wird drängend: Über 45% der Fischarten sind gefährdet, was die Notwendigkeit macht, lokale und regionale Schutzkonzepte zu entwickeln. Diese Konzepte sollten die Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Behörden und Anglerverbände miteinbeziehen. Möllers vom Angelverband beklagt die unzureichende Unterstützung beim Schutz heimischer Tiere und fordert mehr Engagement zum Erhalt der bedrohten Arten.
Die Rolle des Naturschutzes
Der Schutz der biologischen Vielfalt ist von zentraler Bedeutung. Naturschutz umfasst Aktivitäten zur Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme. Diese Maßnahmen sind nicht nur relevant, um Flora und Fauna zu bewahren, sondern auch für die Lebensbedingungen von Menschen, Tieren und Pflanzen. So sichern Naturschutzprojekte nicht nur Arbeitsplätze im Ökolandbau und in Nationalparks, sondern fördern auch die nachhaltige Nutzung der Ressourcen der Natur.
Die Herausforderungen, vor denen die Natur steht, sind vielfältig. Klimawandel, informelle Landnutzung und Wasserverschmutzung bedrohen die empfindlichen Ökosysteme in Niedersachsen. Es ist daher dringend notwendig, dass sich die Stadt Rotenburg und ihre Bürger ihrer Verantwortung bewusst werden und in Zukunft besser mit Naturschutzverbänden kommunizieren und zusammenarbeiten.
In diesem Kontext bleibt abzuwarten, wie die geplanten Anwohnerversammlungen den Dialog über die Entwicklung und den Schutz von Biotopen in der Region vorantreiben werden, um die wertvollen Naturräume für zukünftige Generationen zu erhalten.