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Das verborgene Rätsel von Watenstedt: Die geheimnisvolle Kreisgrabenanlage enthüllt

Fast wie das Stonehenge: Eine uralte Anlage in Niedersachsen wurde in der Jungsteinzeit für Himmelsbeobachtungen genutzt. Der Monumentalbau birgt jedoch noch viele Geheimnisse. Anders als beim berühmten Stonehenge in England besteht die Anlage bei Watenstedt nicht aus ausgerichteten Megalithen, sondern aus einem runden Graben. Die Kreisgrabenanlage diente der Himmelsbeobachtung, da sind sich die Experten sicher. Diese Beobachtungen spielten eine entscheidende Rolle für die Landwirtschaft und Viehzucht der Jungsteinzeit. Die Anlage, die sich in der Nähe von Watenstedt im Landkreis Helmstedt befindet, stammt aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. und hat einen Durchmesser von etwa 50 Metern. Sie ist die nördlichste ihrer Art.

Bisherige Kenntnisse über das Leben der Menschen in der Jungsteinzeit in der heutigen Region Niedersachsen waren eher vage. Einige Experten glauben, dass Menschen zwischen 4900 und 4300 v. Chr. im Gebiet um Braunschweig sesshaft wurden und Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. Nur wenige Kilometer nördlich lebten zur gleichen Zeit noch Jäger und Sammler. Doch die Entdeckung der Kreisgrabenanlage bei Watenstedt hat dieses Bild verändert. Monumentalbau durch Luftbilder entdeckt: Ausgrabungen dauerten wochenlang. Archäologen der Universität Göttingen entdeckten die Anlage in Watenstedt auf einem Hügel. Mit einem Durchmesser von über 50 Metern ist sie der älteste bekannte Monumentalbau in Niedersachsen und das nördlichste bekannte Bauwerk dieser Art aus der frühen Jungsteinzeit.

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Die Forscher stießen auf die Anlage durch Luftbilder. Sie führten dann geomagnetische Untersuchungen an ausgewählten Fundstellen durch und begannen 2015 mit einer sechswöchigen Ausgrabung durch ein 15-köpfiges Team, bei der ein Teil des früheren Kreisgrabens freigelegt wurde. Eine weitere Ausgrabung fand 2016 statt. Der Graben der Anlage war über einen Meter tief und fast zwei Meter breit. Es gab eine Eingangssituation. Innerhalb der Grabenanlage konnten zwei Palisadengräben mit Durchmessern von etwa 46 und 38 Metern nachgewiesen werden. In der Füllung des Grabens fanden sich Keramik- und Knochenfragmente. Immo Heske, der leitende Archäologe vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen, schließt aufgrund von Unterbrechungen in der Struktur aus, dass die Kreisgrabenanlage als Befestigung diente. Er vermutet, dass die Anlage als Versammlungsort oder zur Beobachtung der Sonnenwende und der Sterne genutzt wurde – ähnlich dem berühmten Steinkreis von Stonehenge. Warum die Stätte bei Watenstedt aufgegeben wurde, ist noch unklar. Auch deshalb ist die Anlage so geheimnisvoll, wie die anderen Orte in Niedersachsen, um die sich Mythen und Legenden ranken. Die Kreisgrabenanlage bei Watenstedt ähnelt stark anderen Anlagen bei Goseck in Sachsen-Anhalt und Dresden-Nickern in Sachsen. Forschungen an diesen Anlagen haben bereits gezeigt, dass die Himmelsbeobachtung bereits in der Jungsteinzeit um 4700 v. Chr. weit fortgeschritten war.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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