Der Fall eines 62-jährigen Geigers vom Schleswig-Holsteinischen Symphonieorchester, Marcus H., der wegen versuchten Mordes mit Rattengift vor Gericht stand, hat nun die Aufmerksamkeit des Bundesgerichtshofs (BGH) in Leipzig erregt. Das Landgericht Hannover verhängte eine sechseinhalbjährige Haftstrafe gegen ihn, da er versuchte, seine demenzkranke Mutter in einer Seniorenresidenz in Hannover sowie zwei Orchesterkollegen in Flensburg zu vergiften. Die Verteidigung hält das Urteil für zu hart, während die Staatsanwaltschaft es für zu mild empfindet. Die Revision wird vor dem 6. Strafsenat des BGH am 26. Juni verhandelt, wobei die Verteidigung auf Freispruch plädiert.
Marcus H.s Anwalt Matthias Waldraff bezeichnete die vorgebrachten Motive der Staatsanwaltschaft als „waghalsig und spekulativ“. Trotz des Geständnisses, online Rattengift gekauft zu haben, betonte der Violinist, dass er keine Mordabsichten hatte. Er habe mit Depressionen und Angriffen am Arbeitsplatz zu kämpfen gehabt und plante lediglich, einen Kollegen für eine Weile außer Gefecht zu setzen, aber diese Gedanken schreckten ihn selbst ab. Die beiden Musiker, denen das Gift verabreicht wurde, konnten sich die Tat während des Prozesses nicht vorstellen.
Die Staatsanwaltschaft fordert zwölf Jahre Haft wegen dreifachen Mordversuchs, während das Gericht nur in einem Fall – bei der Mutter – ein entsprechendes Urteil fällte. Die Revision vor dem BGH wird als „juristisch hoch anspruchsvoll“ angesehen, da es um die feine Linie zwischen Tötungsvorsatz und Nichttötungswillen geht. Waldraff betont, dass es für ihn und seinen Mandanten um den Freispruch in allen Anklagepunkten geht, während die Anklage den Fall weiterhin als versuchten Mord wertet. Die Verhandlung vor dem BGH wird die endgültige Entscheidung über den Fall bringen.
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