In den Worpsweder Künstlerhäusern arbeitet die deutsch-iranische Künstlerin Anahita Razmi an einem aktuellen Projekt, das Kunst und Fragen zu Frauenrollen verknüpft. Razmi befindet sich in einer produktiven Schaffensphase, in deren Verlauf ihre Werke Teil der bedeutenden Ausstellung „Paula Modersohn-Becker und ihre Weggefährtinnen. Der unteilbare Himmel“ werden, die Ende Juni in den Worpsweder Museen eröffnet. Diese Ausstellung ehrt die Malerin Paula Modersohn-Becker, die 2024 ihren 150. Geburtstag feiert. Ein Anlass, der nicht nur die Vergangenheit feiert, sondern auch zeitgenössische Aspekte des Umgangs mit weiblicher Identität und Kunst thematisiert, wie Weser-Kurier berichtet.
Razmi hat ein umfangreiches Konzept entwickelt, das unter anderem Installationen, audiovisuelle Medien, Fotografien und Performances umfasst. Ihre Werke setzen sich intensiv mit politischen und sozialen Themen auseinander, insbesondere mit der Freiheit und Selbstbestimmung der Frauen im Iran. In diesem Kontext hat sie sich auch mit der Geschichte der Frauenbewegung im Iran sowie dem gegenwärtigen Stand des Kampfes der Iranerinnen beschäftigt. Über 130 Künstlerinnen und Künstler haben sich um das begehrte Stipendium beworben, das Razmi erhalten hat, was die Bedeutung ihrer künstlerischen Arbeit unterstreicht.
Paula Modersohn-Becker: Pionierin der Moderne
Paula Modersohn-Becker gilt als eine der wichtigen Wegbereiterinnen der modernen Kunst und der weiblichen Selbstbestimmung. In nur zehn Jahren schuf sie ein bedeutendes Werk, das heute sowohl im In- als auch im Ausland geschätzt wird. Ihre Kunst und ihr Lebensstil setzen zeitlose Zeichen, die weiterhin inspirieren. Das Worpsweder Museen zielt darauf ab, dieser bedeutenden Künstlerin gerecht zu werden, indem die Ausstellung nicht nur ihre Werke zeigt, sondern auch die der heutigen Künstlerinnen in Beziehung setzt, um die aktuelle Situation von Frauen zu reflektieren. Darüber hinaus sind Einzelausstellungen von Modersohn-Becker in New York und Chicago im Jahr 2024 geplant.
Die Ausstellung in den vier Worpsweder Museen umfasst auch thematische Präsentationen und ein umfangreiches Begleitprogramm, das auf die historischen und aktuellen Herausforderungen von Frauen in der Kunst eingeht. Der Besuch der Ausstellung wird durch Führungen ergänzt, die wichtige Orte in Worpswede, die für Modersohn-Becker von Bedeutung waren, miteinander verbinden.
Der Einfluss des Feminismus in der Kunst
Der Feminismus hat einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Kunstpraxis und -theorie, die nicht zu unterschätzen sind. Historisch betrachtet begannen Künstlerinnen wie Rosa Bonheur und Berthe Morisot bereits im 19. Jahrhundert, gegen die traditionellen Rollen der Frauen in der Kunst zu protestieren. In den 1960er Jahren erlebten feministische Künstlerinnen wie Carolee Schneemann und Judy Chicago eine Neudefinition des Feminismus, indem sie gezielt Themen wie Sexualität und häusliche Arbeit in ihren Arbeiten thematisierten. Diese Perspektiven zu das-wissen erweitern den Kontext von Razmis Werk und zeigen die anhaltende Relevanz des feministischen Diskurses in der zeitgenössischen Kunst.
Mit ihrer Rückkehr zur Eröffnung der Paula-Ausstellung möchte Razmi eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart schlagen und die Fragen, die die Frauenbewegung betreffen, in den Vordergrund rücken. In einem fortlaufenden Prozess, der weiterhin Neudefinitionen und kritische Reflexionen erfordert, trägt die Kunst von Razmi entscheidend zum Dialog über Geschlechtergleichheit und Sichtbarkeit von Künstlerinnen bei – Themen, die auch Modersohn-Becker in ihrem Werk ansprach.