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Studie zeigt: Ökolandbau stärkt die Gesundheit von Honigbienen

Eine Studie von Wissenschaftlern der Universitäten Halle und Göttingen zeigt, dass Blühstreifen und ökologischer Landbau in Niedersachsen den Parasitenbefall, insbesondere durch die schädliche Varroamilbe, reduzieren und dadurch das Wachstum von Honigbienenvölkern fördern, was entscheidend für die Gesundheit dieser wichtigen Bestäuber ist.

Eine aktuelle Studie, durchgeführt von Wissenschaftlern der Universitäten Halle und Göttingen, zeigt auf, dass sowohl der Ökolandbau als auch Blühstreifen erheblich zur Gesundheit der Honigbienen beitragen. In der Fachzeitschrift „Journal of Applied Ecology“ wurden überraschende Ergebnisse veröffentlicht, die viele Imker und Naturschützer aufhorchen lassen dürften.

Im Rahmen der Forschung analysierten die Wissenschaftler 32 Bienenvölker über einen Zeitraum von etwa einem Jahr. Diese Völker wurden an 16 verschiedenen Standorten in Niedersachsen untersucht, alle mit unterschiedlichen Anteilen an Biofeldern, Blühstreifen und naturnahen Landschaften. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Parasitenbefall, insbesondere durch die gefürchtete Varroamilbe, welche für den Rückgang von Bienenvölkern verantwortlich ist.

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Positive Effekte von Biofeldern

Die erhobenen Daten zeigen, dass die Honigbienen in Gebieten mit einem höheren Anteil an Biolandwirtschaft deutlich besser abschneiden. Je größer der Flächenanteil von Biofeldern, desto geringer war die Belastung durch Parasiten. Dies lässt sich damit erklären, dass die vielfältige Bepflanzung in solchen Gebieten ein reichhaltiges Nahrungsangebot ausreichend bereitstellt, was das Immunsystem der Bienen stärkt.

Zusätzlich stellte die Studie fest, dass Blühstreifen ebenfalls positive Auswirkungen haben. Diese speziellen Flächen sind für ihre bunten Pflanzen und Blumen bekannt, die Bienen und andere Insekten anlocken. Es wurde beobachtet, dass in der Nähe von Blühstreifen der Parasitenbefall zurückging, was darauf hindeutet, dass selbst kleine Veränderungen in der Landschaftsgestaltung einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Bienenvölker haben können.

  • Wichtige Erkenntnisse:
    • Biolandwirtschaft reduziert Parasitenbefall.
    • Blühstreifen bieten wertvolle Nahrung.
    • Naturnahe Lebensräume können zu höherem Befall mit Varroamilben führen.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse hinterlassen jedoch auch Fragen. Denn wie die Studie zeigt, führt der Zugang zu naturnahen Lebensräumen oft nicht zu den erwarteten Vorteilen. Diese Flächen werden in der Regel nicht kontinuierlich mit Nahrungsangeboten für Bestäuber ausgestattet, was zu einer höheren Stressbelastung bei den Bienen führen kann. Das bedeutet, dass Blühstreifen eine aktivere Rolle im Ökosystem spielen müssen, um die Vitalität der Bienen zu fördern und gleichzeitig die Verbreitung von Parasiten zu verringern.

Die Relevanz dieser Studie ist nicht nur auf die Bienenzucht beschränkt, sondern hat auch weitreichende Implikationen für die Landwirtschaft und den Umweltschutz. Angesichts des weltweiten Rückgangs der Bestäuberpopulationen ist es imperative, Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesundheit von Bienen fördern. Die Erkenntnis, dass eine diversifizierte Landwirtschaft den Bienen zugutekommt, könnte einen Anstoß zur Veränderung herkömmlicher Landwirtschaftspraktiken geben.

Schlussfolgerung zur Bedeutung von Blühstreifen

Diese Forschungsarbeit beleuchtet eindringlich die Schlüsselrolle, die Blühstreifen und die Biolandwirtschaft für die Erhaltung unserer Nahrungskette spielen. Angesichts der Tatsache, dass Honigbienen nicht nur für die Honigproduktion, sondern auch als essentielle Bestäuber für viele Pflanzenarten fungieren, ist es entscheidend, die Erkenntnisse aus dieser Studie in die Praxis umzusetzen. Ein verstärktes Engagement für Ökolandbau und die Anlage von Blühstreifen könnte nicht nur die Gesundheit der Bienenvölker verbessern, sondern auch einen langfristigen positiven Einfluss auf unsere Umwelt haben.

Die Förderung von Ökolandbau und Blühstreifen ist nicht nur für die Gesundheit der Honigbienen von Bedeutung, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Biodiversität und die Stabilität von Ökosystemen insgesamt. Ein gesunder Bienenbestand trägt wesentlich zur Bestäubung vieler Pflanzen bei, die für die Nahrungsmittelproduktion unerlässlich sind. Das Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft und Ökosystem ist daher ein zentrales Thema in der Diskussion um nachhaltige Landwirtschaft.

Zusätzlich zur Bedeutung für die Honigbienen zeigt die Studie, dass die Schaffung von Blühstreifen zahlreiche Vorteile für andere Bestäuberarten und die allgemeine Biodiversität mit sich bringt. Blühstreifen bieten Pollen und Nektar für verschiedene Insektenarten und tragen damit zur Erhaltung der ökologischen Vielfalt bei. Ein Maßnahmenpaket, das sowohl Blühstreifen als auch ökologisch bewirtschaftete Flächen umfasst, kann so zur Stärkung von ganzen Ökosystemen beitragen.

Einfluss der Landwirtschaft auf das Bienengesundheitsmanagement

Die Ergebnisse der Studie werfen auch einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen im Bienengesundheitsmanagement. Die Varroamilbe stellt nach wie vor eine der größten Bedrohungen für Honigbienen dar. Die Möglichkeit, durch den Ausbau von ökologischen Anbauflächen und Blühstreifen den Befall zu verringern, unterstreicht die Notwendigkeit, Landwirtschaft und Naturschutz stärker miteinander zu verknüpfen. Die Implementierung solcher Maßnahmen könnte nicht nur den Bienenvorkommen helfen, sondern auch die allgemeine Resilienz der Agrarökosysteme fördern.

Ein weiteres relevantes Thema ist die Rolle von Pestiziden und deren Einfluss auf die Bienengesundheit. Studien haben gezeigt, dass chemische Pestizide die Immunantwort der Bienen schwächen und deren Sterberate erhöhen können. Die Reduktion von Pestizideinsatz in ökologischem Anbau stellt somit einen weiteren kritischen Aspekt dar, der in Verbindung mit der Studie betrachtet werden sollte.

Aktuelle Daten zur Bienengesundheit

Laut dem Bericht der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) über den Zustand der Bienenpopulationen ist ein weltweiter Rückgang der Bestäuberpopulationen zu verzeichnen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Verlust von Lebensräumen, Pestizideinsatz und Klimawandel zählen zu den Hauptursachen. Im Jahr 2021 berichtete die FAO, dass bis zu 75 % der weltweiten Kulturpflanzen, die für die Nahrungsmittelproduktion entscheidend sind, von Bestäubern abhängen.

Eine Umfrage des Deutschen Imkerbundes ergab, dass im Jahr 2022 etwa 15 % mehr Bienenstöcke als im Vorjahr verloren gingen, was die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Bienen unterstreicht. Diese Statistiken belegen die Notwendigkeit eines Umdenkens im Umgang mit der Landwirtschaft sowie der Förderung nachhaltiger Praktiken, die sowohl den Anforderungen der Landwirte als auch den Bedürfnissen der Bestäuber gerecht werden.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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