Friesland

Judentum im Visier: Lesung aus Die achte Stimme im Gröschler-Haus in Jever

Krimiexperte Mirko Schädel präsentiert am 8. August im Gröschler-Haus in Jever den 1930 verbotenen Roman „Die achte Stimme“ von Franz Elmauer, der die Entstehung von Judenhass thematisiert und dabei alarmierende Parallelen zur heutigen Gesellschaft aufzeigt.

Ein Einblick in eine vergessene Kriminalgeschichte

Im Gröschler-Haus in Jever findet am Donnerstag, dem 8. August, um 19 Uhr eine besondere Lesung statt. Der Krimi-Experte Mirko Schädel präsentiert den bislang unbekannten Roman „Die achte Stimme“ des österreichischen Autors Franz Elmauer, der im Jahr 1930 veröffentlicht wurde. Diese Veranstaltung steht im Zeichen des zehnjährigen Jubiläums des Gröschler-Hauses und zielt darauf ab, einen vergessenen Teil der Literaturgeschichte wieder ans Licht zu bringen.

Ein aus der Zeit gefallenes Werk

Der Roman „Die achte Stimme“ thematisiert auf erschreckende Weise die Entstehung von Judenhass und wurde 1935 von nationalsozialistischen Machthabern verboten. Im Mittelpunkt der Geschichte befindet sich ein jüdischer Kleinhändler, der durch gezielte Desinformationen in einen Mordfall verwickelt wird. Der Autor zeichnet ein Sittengemälde der damaligen Gesellschaft, in der eine antisemitische Partei droht, die Kontrolle zu übernehmen. Elmauer schafft es, spannende Wendungen einzubauen und gleichzeitig die Mechanismen von Vorurteilen und Opportunismus zu beleuchten.

Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwommen

Mirko Schädel hebt hervor, dass die Manipulationsmethoden, die in dem Roman beschrieben werden, alarmierende Parallelen zu heutigen politischen Strömungen aufzeigen. Die Erzählung verdeutlicht, wie leicht ein Rechtsstaat in der Hoffnung auf eigenen Vorteil oder aus vorauseilendem Gehorsam unterminiert werden kann. Schädel bringt damit ein wichtiges Thema auf den Tisch: die Notwendigkeit, sich gegen solche Mechanismen zu wappnen und zu hinterfragen.

Ein unerforschter Autor

Die Identität von Franz Elmauer bleibt trotz intensiver Nachforschungen im Dunkeln. Möglicherweise verbirgt sich hinter diesem Pseudonym ein bekannterer Schriftsteller, was zum charmanten Rätsel des Werkes beiträgt. Diese Ungewissheit und die Tatsache, dass der Roman lange Zeit in Vergessenheit geraten ist, machen die Lesung in Jever zu einem kulturellen Ereignis von besonderer Bedeutung.

Ein freier Eintritt für alle

Die Lesung von Mirko Schädel verspricht nicht nur einen spannenden Einblick in einen bedeutsamen Krimi, sondern auch eine Gelegenheit, wichtige gesellschaftliche Fragen zu reflektieren. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist kostenfrei, was sie zu einem zugänglichen Erlebnis für die gesamte Gemeinschaft macht. Schädel schließt mit den Worten: „Geradezu prophetisch werden uns die Manipulationsmechanismen der Populisten vor Augen geführt.”

Lebt in Dortmund und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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