Diepholz

Bronzezeitliches Wissen: Vortrag über historischen Wagen im Dümmer-Museum

Ein Vortrag von Dr. Hans Joachim Behnke im Dümmer-Museum in Lembruch am 24. August 2024 erläuterte den Nachbau eines 3.000 Jahre alten bronzezeitlichen Wagens aus einem Frauengrab in Russland, ein bedeutendes Experiment zur Archäologie und Technik der Bronzezeit, das spannende Einblicke in vergangene Handwerkskunst bietet.

In einer beeindruckenden Veranstaltung im Dümmer-Museum in Lembruch präsentierte Dr. Hans Joachim Behnke spannende Einblicke in den Nachbau eines bronzezeitlichen Wagens. Der Vortrag fiel im Rahmen der Archäologischen Wochen des Museums und zog zahlreiche Interessierte an. Behnke, ein anerkannter Experimental-Archäologe und gelernter Tischler, stellte sich der Herausforderung, einen über 3.000 Jahre alten Wagen nachzubauen, dessen Originalfund aus einem Frauengrab in Russland stammt.

Die Idee zu diesem Projekt entstand, als Sabine Hacke vom Dümmer-Museum Behnke um Hilfe bat. Später kam eine ähnliche Anfrage von Dr. Kirsten Hellström, einer Wissenschaftlerin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), die den Bedarf an einem detaillierten Nachbau äußerte. Ursprünglich stammte der Wagen aus dem Grab einer Frau in einem Grabhügel in Ipatovo, Russland. Trotz der Hochachtung, die dem Projekt entgegengebracht wurde, stellte die Kommunikation mit russischen Wissenschaftlern derzeit ein erhebliches Hindernis dar.

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Der Weg zum gelungenen Nachbau

Behnke und das Archäotechnische Zentrum (ATZ) in Welzow, Brandenburg, übernahmen bei der Rekonstruktion des Wagens die Federführung. Das Projekt erhielt unterstützende Impulse von Professor Dr. Ralf Förster von der Hochschule für Technik Berlin im Rahmen des Forschungsprojekts „Technische und soziale Innovationen im Kaukasus“. Mit minimalen Informationen aus den Fundstücken in Ipatovo gelang es dem Team, eine detaillierte Rekonstruktion zu erzielen, die nicht nur die vier dreiteiligen Wagenräder und die starre Achse umfasste, sondern auch ein hölzernes Chassis, dessen spezifische Gestaltung allerdings hypothetisch war, da keine originalen Strukturen vorhanden waren.

Während des Bauprozesses stellte Behnke viele Fragen über die Techniken, die die Menschen damals verwendeten. Eine besonders interessante Überlegung war die Methode, mit der die Menschen so lange zurück rechte Winkel herstellten und bohrten. Diese Überlegungen sind für die experimentelle Archäologie von zentraler Bedeutung, da sie helfen, die Techniken und Fertigkeiten der damaligen Gesellschaft besser zu verstehen.

Die Entdeckung von vier Löchern um die Nabe war ein weiterer Punkt, der das Projektteam faszinierte. Durch praktische Versuche und Erprobungen entschlossen sie sich, Rinderhautspanngurte zwischen den Löchern anzubringen, um die Stabilität der Räder zu gewährleisten. Solche Experimente erhöhen nicht nur das Verständnis für die historische Technik, sondern machen auch deutlich, wie kreativ die Menschen ihrer Zeit in Lösungen waren.

Ergebnisse und Ausblick

Eine der spannendsten Phasen des Projekts war die Belastungsprobe. Behnke und sein Team testeten den Wagen unter verschiedenen Bedingungen. Zuerst führten sie Tests mit dem Wagen hinter einem Auto auf einer Wiese durch, zunächst ohne Gewicht, später mit bis zu 500 Kilogramm. Die Ergebnisse waren vielversprechend – der Wagen rollte und bewies seine Funktionstüchtigkeit.

Ein weiterer Meilenstein für das Projekt war die Präsentation des Nachbaus auf dem Karolingischen Herrenhof Lauresham in der Weltkultur-Erbe-Stadt Lorsch. Dort hatte das Team die einmalige Gelegenheit, den Wagen mit echten Zugtieren, den Vogesen-Ochsen, zu testen. Diese Vorführung wurde von 3.000 Besuchern bestaunt und war ein großer Erfolg für die Experimentalarchäologie.

Der Wagen bleibt für die Wissenschaft im Archäotechnischen Zentrum erhalten und dient als wertvolles Lehrmittel für zukünftige Forschungen. Aktuell sucht das ATZ Projektpartner, um die Fahrweise in Kurven zu optimieren und weitere Aspekte der historischen Nutzung zu erforschen. Ein öffentlicher Veranstaltungstermin im Dümmer-Museum wurde bereits angekündigt, bei dem die Besucher am Sonntag, 25. August von 10 bis 16 Uhr die Rekonstruktion hautnah erleben können, und der Eintritt ist kostenlos.

Ein Blick in die Vergangenheit

Dieser Nachbau des bronzezeitlichen Wagens ist nicht nur ein Zeugnis vergangener Handwerkskunst und Technologie, sondern eröffnet auch faszinierende Einblicke in die Lebensweise und den Einfallsreichtum der Menschen vor über dreitausend Jahren. Die Erforschung der Materialien und Techniken der damaligen Zeit lässt uns mehr über unsere eigene Geschichte und die Entwicklung menschlicher Zivilisationen erkennen.

Der Prozess der experimentellen Archäologie

Die experimentelle Archäologie ist ein innovativer Ansatz, der es Wissenschaftlern ermöglicht, historische Techniken und Lebensweisen nachzuvollziehen. Diese Methode ist besonders wertvoll, um die Expertise und das Wissen vergangener Kulturen zu verstehen. In der Fallstudie des bronzezeitlichen Wagens verfolgt das Archäotechnische Zentrum in Welzow diesen Ansatz durch den Nachbau historischer Objekte. Dabei spielen nicht nur die physikalischen Eigenschaften der Artefakte eine Rolle, sondern auch die kulturellen und sozialen Aspekte ihrer Nutzung.

Dr. Behnke und sein Team beschäftigen sich intensiv mit den technologischen Möglichkeiten der damaligen Zeit. Durch den Nachbau des Wagens können sie herausfinden, wie die Menschen in der Bronzezeit ihre Alltagsgegenstände fertigten und welche Materialien sie nutzten. Diese Forschung hilft, Lücken im historischen Wissen zu schließen und das Verständnis für die Lebensweise der Vergangenheit zu vertiefen.

Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Institutionen

Die Kooperation mit renommierten Institutionen wie dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) und der Hochschule für Technik Berlin spielt eine entscheidende Rolle in der Forschung. Diese Partnerschaften ermöglichen den Zugang zu modernster Technologie und Expertise, die für die Rekonstruktion und Analyse historischer Objekte unerlässlich ist. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert nicht nur die wissenschaftliche Genauigkeit, sondern auch den Austausch von Ideen und Techniken, die für zukünftige Projekte genutzt werden können.

Das DAI ist bekannt für seine Beiträge zur Archäologie und hat mehrere bedeutende Unternehmungen geleitet, um das kulturelle Erbe zu bewahren und zu erforschen. Durch die Einbindung unterschiedlicher Fachrichtungen wird gewährleistet, dass verschiedene Perspektiven und Fachwissen in die Forschungsprojekte einfließen, was die Ergebnisse erheblich bereichert.

Aktuelle Trends in der Archäologie

Die Archäologie entwickelt sich ständig weiter und integriert neue Technologien in ihre Forschung. Innovative Methoden wie digitale Rekonstruktionen, 3D-Druck und datenbasierte Analysen sind inzwischen fester Bestandteil des archäologischen Handwerkszeuges. Diese Technologien ermöglichen es, historische Objekte noch präziser nachzubilden und deren Nutzung unter realistischen Bedingungen zu testen.

Ein Beispiel für solche modernen Ansätze ist der Einsatz von Drohnen zur Kartierung von archäologischen Stätten oder die Anwendung von geophysikalischen Prospektionsmethoden, um unterirdische Strukturen aufzufinden, ohne dabei den Boden zu stören. Diese Techniken erweitern die Möglichkeiten der Archäologie und eröffnen neue Wege zur Entdeckung und Erhaltung des kulturellen Erbes.

Für die Zukunft planen Einrichtungen wie das Archäotechnische Zentrum weitere Forschungsprojekte, um das Wissen über historische Technologien zu erweitern und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.

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