Der Lärm der Bagger prägt derzeit das Tagesgeschehen in der östlichen Fußgängerzone von Delmenhorst. Auf dem ehemaligen Hertie-Gelände, das als „Herzstück der Innenstadt“ gilt, nimmt die Neubauplanung zwischen der Langen Straße und der Bebelstraße nach dem Abriss des alten Kaufhauses Fahrt auf. Laut Stadtplaner Stefan Lehmann ist die Revitalisierung dieser Fläche von zentraler Bedeutung für die Stadtentwicklung. Ein Drittel der Y-förmigen Baufläche bleibt in städtischem Besitz, während zwei Drittel in die Hände privater Investoren übergehen. Die öffentliche Teilfläche wird eine Zweigstelle der Berufsbildenden Schulen (BBS) II beherbergen.
Geplante Angebote auf dem Gelände umfassen eine Schauküche im Erdgeschoss, gastronomische Angebote sowie einen multifunktionalen Raum. Ziel ist es, Sozialpädagogen, Pflegekräfte und Hauswirtschafter in die Innenstadt zu lotsen. Um die künftige Hochbauplanung einzuleiten, hat die Stadt einen Architekturwettbewerb ausgerufen. Die Vorgabe lautet, dass „die Schule zuerst da ist und sie den Charakter des Ortes bestimmt“. Architekten sind zudem gefordert, eine Sichtachse zur Stadtkirche zu gewährleisten und einen öffentlichen Platz zu schaffen. Der Gewinner des Wettbewerbs wird voraussichtlich im Jahr 2026 ermittelt, während die Bauarbeiten für 2027 geplant sind.
Bebauungsplan und Bürgerbeteiligung
In der Bebelstraße sind bereits drei Mehrfamilienhäuser im Kirchenquartier in Planung, doch es gibt auch Kritik: Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Delmenhorst hat Bedenken geäußert hinsichtlich der Belastung des Kirchengrundstücks. Detlef Roß von der SPD bezeichnet das Vorhaben als einen „Meilenstein für die Innenstadt“. Claus Hübscher von der FDP/Kuhnke äußert jedoch Bedenken zur Machtverteilung zwischen öffentlichem und privatem Bereich. Die Stadt gibt vor, wie der Bebauungsplan gestaltet werden soll, um einen einheitlichen Architektursstil zu gewährleisten.
In der Diskussion um den Neubau steht auch die Möglichkeit im Raum, die Stadtbücherei mit einzubeziehen. Finanzielle Gründe wurden in diesem Kontext angeführt. Nicolaus Behrmann vom Naturschutzbund fordert mehr Ehrenamt und Vereinsleben, während Marianne Huismann von den Grünen das Bauamt und die Einbindung der Bürger lobt. Um die Bürgerbeteiligung zu optimieren, wird ein maßgeschneidertes Konzept erarbeitet, das die spezifischen Anforderungen und Ziele der Planung berücksichtigt, wie es in einem Leitfaden zur Bürgerbeteiligung im Städtebau empfohlen wird.
Abrissarbeiten und Umweltaspekte
Der Abbruch des Hertie-Gebäudes kam bereits im Frühjahr 2022 in Gang und wurde als „relativ geräuscharm“ beschrieben. Die Arbeiten sind von montags bis freitags zwischen 7 und 18 Uhr erfolgt. Im Zuge des Rückbaus wurden 770 Tonnen Bitumengemische, 950 Tonnen Betonschutt und 570 Tonnen Bauschutt abtransportiert, insgesamt also 3700 Kubikmeter Füllsand angeliefert. Kommende weitere 22.500 Kubikmeter Füllsand sind für die endgültige Verfüllung des Geländes eingeplant.
Die städtischen Behörden haben massive Gebäudeteile unter Berücksichtigung von Lärm- und Erschütterungsmessungen während der Abbrucharbeiten entfernt. Bei dem Rückbau wurden keinerlei Gefahren durch Schadstoffe oder Kampfmittel festgestellt, und auch Grundwasserabsenkung ist nicht zu befürchten. Nach den Technischen Regeln für Gefahrstoffe wurden Schadstoffsanierungsarbeiten durchgeführt, ohne dass Fenster der umliegenden Gebäude geschlossen werden mussten. Für weiterführende Informationen haben die Verantwortlichen eine Kommunikationsstelle eingerichtet, die Fragen, Hinweise oder Beschwerden von Bürgern entgegennimmt.
Insgesamt zeigt das Projekt eine klare Richtung in der Neugestaltung der Delmenhorster Innenstadt, wobei sowohl private Investitionen als auch öffentliche Bedürfnisse in Einklang gebracht werden sollen, um die Lebensqualität und Attraktivität der Stadt zu steigern.
Informationen zu den Fortschritten können über den E-Mail-Verteiler abgerufen werden, wobei Interessierte sich mit ihrer E-Mail-Adresse und dem Stichwort „Verteiler Hertie“ registrieren können.
Weitere Details finden Sie unter Weser Kurier, Delmenhorst.de oder Bürgerbeteiligung Städtebau.