Der Rechtsmarkt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der schleichend und in kleinen Schritten voranschreitet. Dies wurde bei der jüngsten Veranstaltung unterstrichen, die von Christoph Keese, Geschäftsführer der Axel Springer Consulting Group, eröffnet wurde. Keese betonte die zentrale Rolle der Internetinfrastruktur für die Zukunft der Rechtsdienstleistungen und warnte vor einer möglichen Selbstzufriedenheit unter Juristen durch die Kommodifizierung dieser Dienstleistungen, die durch Künstliche Intelligenz (KI) vorangetrieben wird. Bei dieser Gelegenheit wurden verschiedene Perspektiven zur Zukunft des Rechtsmarkts erörtert.

Philip Scholz vom Bundesjustizministerium berichtete über die Herausforderungen, die sich aus der Vielzahl von Perspektiven und dem Föderalismus bei der Schaffung eines modernen Zivilprozesses ergeben. Markus Hartung hob die Notwendigkeit hervor, den Zugang zum Recht durch mehr Automatisierung zu verbessern, wobei der Begriff des „embedded law“ ins Spiel kommt. Til Bußmann-Welsch von der Initiative iur.reform forderte eine grundlegende Reform der juristischen Ausbildung, um Technikkompetenz und Empathie stärker zu integrieren.

Prognosen für die Zukunft

Im Rahmen eines World Cafés entwarfen die Teilnehmer Prognosen für den Rechtsmarkt. Stefanie Otte vom Oberlandesgericht Celle unterstrich die Notwendigkeit einer beteiligungsorientierten Herangehensweise zur effektiven Nutzung der durch Technologie ermöglichten Veränderungen. Das dritte Bucerius Open Innovation Lab endete und bot den Teilnehmern die Möglichkeit, beim Bucerius Innovation Day mit Fachkollegen aus früheren Labors in Kontakt zu treten. Das Bucerius Open Innovation Lab (OIL) fungiert als Forschungs- und Entwicklungsplattform für Rechtsabteilungen, Kanzleien und Technologieanbieter, die Erkenntnisse für die Zukunft des Rechtsberatungsmarktes gewinnen möchte.

Im Kontext der sich verändernden rechtlichen Landschaft stehen autonome Systeme und Künstliche Intelligenz vor der Herausforderung, neue rechtliche Antworten zu finden. Insbesondere die Unklarheit über die Haftung und Zurechnung von Fehlverhalten, etwa im Falle von Unfällen mit selbstfahrenden Autos, bleibt ein zentrales Thema. Es stellt sich die Frage, ob die Verantwortung beim Fahrzeughalter, Fahrer oder Programmierer liegt. Diese Debatten sind besonders relevant in Anbetracht der gesellschaftlichen und ethischen Dilemmata, die autonome Fahrzeuge aufwerfen, wie etwa die Entscheidung, ob ein Fahrzeug einem Kind oder einer Gruppe von Menschen ausweichen sollte.

Digitalisierung und Blockchain-Technologie

Die Digitalisierung und die Nutzung von Big Data revolutionieren nicht nur den Rechtsmarkt, sondern auch die gesamte Geschäftswelt. Unternehmen wie Google und Amazon nutzen umfangreiche Datenanalysen, um innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dennoch zeigt sich, dass die aktuellen Datenschutzregelungen unzureichend sind, um die kommerzielle Nutzung persönlicher Daten zu regulieren. Veränderungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), die am 1. Januar 2022 in Kraft traten, adressieren diese Problematik.

In diesem Zusammenhang stellt die Blockchain-Technologie einen Wendepunkt dar, der nicht nur die Finanzwelt, sondern auch das Depotbanksystem vor neue Herausforderungen stellt. Smart Contracts, die den automatisierten Vollzug von Vereinbarungen ermöglichen, sind dabei eine der vielversprechendsten Anwendungen dieser Technologie. Während Dezentralität und Transparenz viele Vorteile bieten, bestehen auch Risiken durch Anonymität und die Notwendigkeit von Verantwortlichkeit und Datenschutz.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Rechtsmarkt und die rechtliche Praxis vor komplexen Herausforderungen stehen, die sowohl technologische als auch ethische Dimensionen umfassen. Angesichts dieser Veränderungen ist es entscheidend, proaktive und vorausschauende rechtliche Entscheidungen zu treffen, um den Anschluss an die digitale Zukunft nicht zu verlieren. Diese Thematiken wurden intensiv diskutiert und bilden den Rahmen für die Zukunft des Rechts.