Niedersachsen plant den Ausbau von Terminals für den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG), trotz der in Aussicht stehenden Lieferpausen in Wilhelmshaven. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hebt die Bedeutung von LNG als Backup für die deutsche Gasversorgung und zur Stabilisierung der Gaspreise hervor.
Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven stellt den ersten Anlandepunkt für Flüssigerdgas in Deutschland dar und hat bereits einen erheblichen Teil der LNG-Importe bereitgestellt. Im Jahr 2023 wurden über die drei Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel rund 70.000 Gigawattstunden LNG importiert, was etwa 7 Prozent der gesamten deutschen Gasimporte ausmacht. Allerdings ist die Menge der LNG-Importe in den letzten Monaten zurückgegangen und könnte 2024 weiter sinken.
Ausbau der Terminals und kritische Stimmen
Die Deutsche Energy Terminal, Betreiber des Terminals in Wilhelmshaven, hat angekündigt, dass die Kapazität vom 5. Januar bis 1. April 2025 nicht vermarktet werden wird. Geplant ist, im ersten Quartal 2025 zwei neue Terminals in Niedersachsen in Betrieb zu nehmen: eines in Wilhelmshaven und eines in Stade. Die Kapazitäten der neuen Terminals sind mit einem „Sicherheitspuffer“ geplant, um auf kritische Situationen vorbereitet zu sein.
Kritiker befürchten, dass Überkapazitäten für den LNG-Import geschaffen werden, die nicht benötigt werden. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, die im Februar 2024 veröffentlicht wurde, bezeichnet den derzeitigen Ausbau der LNG-Infrastruktur als „überdimensioniert“ und „nicht erforderlich“. Zudem äußert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Bedenken hinsichtlich der Klimafolgen der LNG-Importe, da über 80 Prozent des LNG aus den USA stamme und oft durch umstrittene Fracking-Technologie gewonnen werde. Die DUH fordert ein Ausbaumoratorium für neue Terminals sowie ein Importverbot für Fracking-Gas.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hat die Ausbaupläne verteidigt und sieht die Hafeninfrastruktur als Investition in die Zukunft, auch in Bezug auf klimafreundlich erzeugtes Gas. Perspektivisch sollen die Terminals zusätzlich für den Import von Wasserstoff genutzt werden. Der Bund rechnet bis 2030 mit einem Wasserstoffbedarf von 95 bis 130 Terrawattstunden für Deutschland, der bis 2045 vervierfachen könnte, wobei 50 bis 70 Prozent importiert werden sollen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in einem Schreiben der Niedersächsischen Umweltbehörde.