Medizinischer Fortschritt hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen Krebserkrankungen überleben. In Deutschland leben mittlerweile über fünf Millionen Menschen, die eine Krebserkrankung überstanden haben, was einen Zuwachs der Langzeitüberlebenden in den letzten Jahren dokumentiert. Doch trotz dieser Erfolge stehen Langzeitüberlebende vor erheblichen Herausforderungen. Die Universität Witten/Herdecke berichtet, dass körperliche Einschränkungen, psychische Belastungen wie Angst vor Rückfällen und finanzielle Schwierigkeiten durch Einkommenseinbußen häufige Herausforderungen darstellen.

Der Bedarf an niedrigschwelliger Unterstützung ist groß, jedoch sind die Angebote oft rar. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, startet im Januar 2025 das Projekt HeLiS, das unter der Leitung der Universität Witten/Herdecke steht und in Zusammenarbeit mit der Universität Siegen sowie der Universitätsmedizin Greifswald entwickelt wird. Ziel dieses Projekts ist es, ein digitales, diversitätssensibles Angebot zu schaffen, das die Gesundheitskompetenz und das Selbstmanagement von Langzeitüberlebenden stärkt.

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Projekt HeLiS: Innovative digitale Unterstützung

Das Projekt wird mit rund 646.000 Euro von der Deutschen Krebshilfe für drei Jahre gefördert. Im Mittelpunkt stehen die Mobilisierung der eigenen Ressourcen der Nutzer:innen und die Wissensvermittlung. Geplant sind verschiedene Formate wie interaktive Quizze, Gedächtnistraining, Coaching-Angebote sowie Yoga- und Atemübungen. Diese Inhalte werden individuell auf die Bedürfnisse und Präferenzen der Langzeitüberlebenden abgestimmt. Die Universitätsmedizin Greifswald bringt zudem ihre psychoonkologische Expertise ein, um psychische und psychosoziale Herausforderungen gezielt zu adressieren.

Ein besonderer Aspekt des Projekts ist der partizipative Ansatz. Langzeitüberlebende werden aktiv in die Entwicklungsphasen einbezogen, und es finden Workshops mit Betroffenen und deren Fürsprechern statt. Durch diesen Co-Creation-Prozess wird sichergestellt, dass die entwickelten Lösungen den echten Bedürfnissen der Nutzer:innen entsprechen.

Langzeitfolgen und Forschung

Langzeitüberlebende von Krebserkrankungen sind häufig von langfristigen Folgen wie körperlichen Beschwerden, psychischen Belastungen und sozialen Herausforderungen betroffen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen können. Berichte von der Dekade gegen Krebs betonen die Notwendigkeit, das Verständnis der Krankheitsprozesse, die zu diesen Langzeitfolgen führen, zu verbessern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Projekte, die sich mit den molekularen Ursachen und Vorhersagemöglichkeiten dieser Folgen befassen.

Parallel dazu zeigt eine Analyse im PMC-NCBI, dass die Versorgungssituation für Langzeitüberlebende trotz vorhandener Angebote unzureichend bleibt. Es besteht ein erheblicher Entwicklungsbedarf für umfassende Survivorship-Programme im deutschen Gesundheitssystem, die sowohl die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen als auch die Belastungen ihrer Angehörigen berücksichtigen.

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Zusammengefasst ist der Bedarf an strukturierten, ganzheitlichen Versorgungsangeboten für Langzeitüberlebende evident. Die Kombination aus digitaler Unterstützung und umfassender Forschung kann dazu beitragen, die Lebensqualität dieser Menschen nachhaltig zu verbessern und ihnen eine bessere Orientierung im Gesundheitssystem zu ermöglichen.