Am 14. Februar 2025 wurde bekannt, dass die Universität Bielefeld unter der Leitung von Professorin Dr. Charlotte Schmitt-Leonardy an einer umfassenden Studie zu den polizeilichen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Mord an Süleyman Taşköprü beteiligt ist. Dieser Mord, der Teil der sogenannten NSU-Mordserie war, stellt einen der schwerwiegendsten Terroranschläge in der Geschichte Deutschlands dar. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe untersucht die gescheiterten Ermittlungen und die groben Fehleinschätzungen der Behörden, die über Jahre im Umfeld der Opfer stattfanden, während rechtsextreme Hinweise kaum verfolgt wurden. Der Auftrag für diese Studie kommt von der Hamburgischen Bürgerschaft.
Die Gruppenmitglieder setzen sich aus Wissenschaftlern aus verschiedenen Städten zusammen, darunter Bochum, Berlin, Bielefeld und Konstanz. Die Forschungsarbeit zielt darauf ab, sowohl organisatorische als auch gesellschaftliche Faktoren zu beleuchten, die zu den Fehleinschätzungen führten. Die Studie umfasst eine Auswertung aller verfügbaren Akten, Dokumente und Datenbestände sowie Befragungen von Personen, die an den Ermittlungen beteiligt waren. Ein parlamentarischer Beirat wird das Projekt begleiten, um sicherzustellen, dass die Aufarbeitung transparent und fundiert erfolgt.
Die NSU-Mordserie im Detail
Die NSU-Mordserie, die zwischen 2000 und 2006 stattfand, umfasst neun rassistisch motivierte Morde an Unternehmern mit Migrationshintergrund, darunter acht türkischstämmige und ein Grieche. Die Haupttäter dieser Mordserie, die der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) angehören, verübten ihre Taten mit einer Česká CZ 83, Kaliber 7,65 mm Browning. Diese Waffe wurde 2011 in der letzten NSU-Wohnung in Zwickau sichergestellt. Die Ermittlungen hatten sich lange auf die Opfer selbst und deren Angehörige konzentriert, was zu einer massiven Kritik an der Polizeiarbeit führte.
Diese Taten wurden in den Medien oft als „Dönermorde“ oder „Mordserie Bosporus“ bezeichnet, was als diskriminierend und rassistisch kritisiert wurde. Der Mord an Süleyman Taşköprü ereignete sich am 27. Juni 2001 in Hamburg. Insgesamt wurden bei der NSU-Mordserie zahlreiche Probleme und Missstände bei den Ermittlungen offenbar, die in einem Untersuchungsausschuss des Bundestages thematisiert wurden. Die Opfer, die in kleinen Geschäften oder an Verkaufsständen arbeiteten, wurden häufig in einem rassistischen Kontext dargestellt, während die tatsächlichen rechtsextremen Motive anfänglich kaum untersucht wurden.
Die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze
Dr. Schmitt-Leonardy hebt in ihren Ausführungen die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes hervor. Um die strukturellen Defizite der Vergangenheit zu verstehen und eine Wiederholungsgefahr zu minimieren, ist es von zentraler Bedeutung, diese Taten und die daran beteiligten Institutionen kritisch zu beleuchten. Das Projekt könnte somit nicht nur zur Aufarbeitung der NSU-Mordserie beitragen, sondern auch wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Polizeiarbeit liefern.
Gedenken an die Opfer ist ebenfalls ein bewegendes Thema. An vielen Tatorten, wie dem Kasseler Halitplatz, wurden Gedenktafeln errichtet, um die Opfer nicht zu vergessen. Zahlreiche öffentliche Proteste und Gedenkveranstaltungen fanden seit der Aufdeckung des NSU statt, um auf die rassistisch motivierten Morde aufmerksam zu machen und Veränderung zu fordern. Der Mord an Mitarbeitern und Betreibern von Geschäften mit Migrationshintergrund zeigt die schrecklichen Auswirkungen des extremen Rechtsextremismus in Deutschland.
Die interdisziplinäre Forschungsgruppe der Universität Bielefeld trägt somit nicht nur zur Aufarbeitung der Vergangenheit bei, sondern setzt sich auch für eine kritische Reflexion über die Gegenwart und eine Verbesserung der zukünftigen Ermittlungsarbeit ein. Weitere Informationen zur Studie sind auf der Website der Universität Bielefeld zu finden, während die Hintergründe der NSU-Mordserie detailliert in den Artikeln von Wikipedia und Wikipedia behandelt werden.