
Vorfall | Drogenkriminalität, Geldwäsche |
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Ort | Leipzig, San Luca, Genk, München, Erfurt |
Festnahmen | 30 |
Die italienische Mafia-Organisation ‚Ndrangheta hat Deutschland zu einem zentralen Anlaufpunkt für ihre Aktivitäten gemacht. Ermittler berichten, dass die Gruppe insbesondere in Ostdeutschland, in Bundesländern wie Thüringen und Sachsen, eine bedeutende Präsenz zeigt. Der Ausgangspunkt aktuellen Ermittlungen war ein Drogenverfahren, das die Polizei auf die Spur eines Verdächtigen brachte, der Verbindungen zu zwei am Montag festgenommenen Italienern hatte. Überwachung und weitere Ermittlungen haben Aufschluss über Drogenhandel und Geldwäsche gegeben, wobei Details zur Geldwäsche derzeit noch unklar sind, wie MDR berichtet.
Ein 30-jähriger Italiener aus San Luca, Kalabrien, wurde in Leipzig festgenommen. San Luca ist als Hochburg der ‚Ndrangheta bekannt, die seit den 1990er Jahren nach Thüringen und Sachsen vorgedrungen ist. Behörden nennen diese Mafia-Gruppe die „Erfurter Gruppe“ und bezeichnen sie als entscheidend für die koloniale Ausbreitung der Mafia in Ostdeutschland nach der Wende. Trotz wiederholter Versuche der Thüringer Ermittlungsbehörden, gegen diese Organisation vorzugehen, blieb der Erfolg bislang aus. Ein Strukturermittlungsverfahren in den 1990er Jahren und die Operation FIDO Anfang der 2000er Jahre konnten die Gruppe nicht entscheidend schwächen.
Verdacht auf Geldwäsche und internationale Vernetzung
Die Ermittlungen zeigen, dass die ‚Ndrangheta nicht nur im Drogenhandel aktiv ist, sondern auch umfangreiche Geldwäsche betreibt. Laut internen Ermittlungsmaterialien haben die Ermittler belegen können, dass Millionen an Drogengeldern in Deutschland gewaschen werden. Beispielsweise wurde Domenico R., der als „vertrauenswürdiger familiärer Mitarbeiter“ agierte, am 3. Mai 2023 festgenommen und steht im Verdacht, an einem internationalen Kokaingeschäft beteiligt zu sein. Weiterhin ist Michele M. als Organisator von Geldwäsche in München identifiziert worden, der mit Autowaschsalons gearbeitet hat, um illegale Einnahmen zu verschleiern, wie Tagesschau berichtet.
Die Strukturen der ‚Ndrangheta in Deutschland sind europaweit vernetzt. Ermittler berichten von Verbindungen nach San Luca, Genk, Portugal und Erfurt. Insbesondere in Erfurt soll die ‚Ndrangheta Pizzerien betrieben haben, die mit Drogengeldern finanziert wurden. Aussagen von Kronzeugen, wie Rocco Mammoliti, haben die Ermittlungen der letzten Jahre untermauert und gezeigt, wie stark die italienische Mafia in die legale Wirtschaft infiltriert ist. Der Bericht des italienischen Antimafia-Kriminalamts über 2022 thematisiert die Aktivitäten dieser Organisationen und zeigt, dass Deutschland ein wichtiges Ziel für italienische Kriminalität bleibt, wie Mafianeindanke erklärt.
Fortwährende Bedrohung und internationale Zusammenarbeit
Die ‚Ndrangheta wird als die größte Bedrohung für die Wirtschafts-, Finanz- und Handelsbeziehungen in Deutschland betrachtet. Kalabrische Gruppierungen haben das Potenzial, illegale Strukturen zu reproduzieren, was in den ehemaligen ostdeutschen Bundesländern wie Thüringen und Sachsen besonders offensichtlich ist. Die Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Antimafia-Kriminalamt und deutschen Behörden hat zu einer intensiven Analyse der in Deutschland ansässigen Organisationen geführt. Wichtige Operationen wie „Platinum Dia“ haben zur Inhaftierung von über 21 Personen geführt, die Teil der ‚Ndrangheta waren, wie der jährliche Lagebericht des BKA zeigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ‚Ndrangheta durch ihre Aktivitäten in Deutschland nicht nur Drogenhandel betreibt, sondern auch in die legale Wirtschaft eindringt und durch komplexe Geldwäsche-Strukturen operiert. Die laufenden Ermittlungen und internationale Zusammenarbeit sind essentielle Schritte, um der Bedrohung durch die Mafia in Deutschland entgegenzuwirken.