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Nachhaltige Landwirtschaft: Nitratmessungen schützen das Grundwasser im Kreis Euskirchen

In Zülpich untersuchen Forscher der Landwirtschaftskammer Rheinland im Rahmen eines Modellprojekts Bodenproben auf Nitrat, um die Grundwasserqualität in den nitratbelasteten Gebieten des Kreises Euskirchen zu verbessern, was aufgrund der gesundheitlichen Risiken für Trinkwasser und den Herausforderungen durch den Klimawandel von entscheidender Bedeutung ist.

In Deutschland erstreckt sich etwa drei Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche über Gebiete, die als nitratbelastet eingestuft werden. Diese Zonen, umgangssprachlich als „rote Gebiete“ bekannt, unterliegen speziellen Düngeregelungen, um die Wasserqualität zu schützen. Auch im Kreis Euskirchen, insbesondere in der Zülpicher Börde, gibt es bedeutende Flächen, die unter diese Regelungen fallen. Mit ihren fruchtbaren Böden sind diese Gebiete jedoch immer wieder einer großen Belastung ausgesetzt.

Das Ziel des Forschungsprojekts

Das Forschungsprojekt, welches unter der Leitung der Landwirtschaftskammer Rheinland steht, zielt darauf ab, die Nitratwerte im Boden zu überwachen und Maßnahmen für eine nachhaltige Landwirtschaft abzuleiten. Die Projektkoordinatoren Uwe Kalthoff und Lea Garmer sind für die laufenden Nitratmessungen verantwortlich, die bereits seit mehreren Jahren durchgeführt werden. Diese Messungen werden durch Saugplatten unterstützt, welche das Sickerwasser auf seinem Weg ins Grundwasser sammeln und dessen Inhaltsstoffe analysieren.

Die Bedeutung von Nitrat im Grundwasser

Zu hohe Nitratwerte im Grundwasser sind problematisch, vor allem für die Trinkwasserversorgung. Nitrat kann im Körper zu schädlichem Nitrit umgewandelt werden, was besonders für Säuglinge gefährlich ist. Die Zülpicher Börde hat durch ihre Lage im Regenschatten der Eifel traditionell mit geringen Niederschlägen zu kämpfen, was die Grundwasserbildung weiter einschränkt. Laut Kalthoff liegt die Menge an Sickerwasser bei unter 100 Litern pro Jahr, was im Vergleich zu anderen fruchtbaren Regionen wie dem Niederrhein oder dem Münsterland erheblich weniger ist.

Geotechnische Analyse

Um die Bodenqualität und den Nährstoffgehalt im Grundwasser besser zu verstehen, werden Rammkernbohrungen durchgeführt, bei denen Bodenproben aus Tiefen von 7 bis 15 Metern entnommen werden. Dieses Verfahren erlaubt es, verschiedene Bodenschichten zu analysieren und ein umfassendes Bild über die Nährstoffverteilung zu erhalten. Laut Kalthoff ist es essentiell zu wissen, wie viel Stickstoff in welchen Bodentiefen vorhanden ist, um eine Überdüngung zu vermeiden und gleichzeitig die Nährstoffversorgung für die Pflanzen sicherzustellen.

Herausforderungen durch den Klimawandel

Die Herausforderungen für die Landwirtschaft dürften mit dem Klimawandel zunehmen. Höhere Temperaturen führen zu einer verstärkten Verdunstung, was die Wasserknappheit in der region noch weiter verschärfen könnte. Kalthoff zeigt sich pessimistisch hinsichtlich neuer Bewässerungsgenehmigungen in der Zukunft. Die Risiken durch niedrigere Wasserstände und erhöhte Nitratwerte müssen jetzt angegangen werden, um die Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern.

Praktische Implementierung im Ackerbau

Die Praktiker, wie Christian Reiske vom Bio-Betrieb Haus Bollheim, stehen sowohl vor Herausforderungen als auch Chancen. Zunächst skeptisch, hat er die Veränderungen in der Bewirtschaftung vollzogen, um die Nährstoffauswaschung zu minimieren. Beispielsweise verzichten sie mittlerweile auf die Winterbearbeitung des Kleegrases, um die Nährstoffe im Boden zu halten. Reiske hebt hervor, dass die Ernte von Frühkartoffeln die Bodenstruktur und damit auch die Nährstoffverfügbarkeit negativ beeinflusst hat, was die Verantwortlichen zum Nachdenken gebracht hat.

Gemeinschaftliches Lernen und Erfahrungsaustausch

Der Austausch mit anderen Landwirten, die an dem Projekt teilnehmen, ist für die Beteiligten von großem Wert. Einmal im Jahr findet ein Treffen statt, bei dem aktuelle Messwerte präsentiert und diskutiert werden. Dies hat sich als nützlich herausgestellt, um neue Ideen zu entwickeln und bewährte Methoden auszutauschen. Solche Kooperationen stärken nicht nur das Bewusstsein für die Problematik, sondern fördern auch innovative Ansätze zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Praktiken.

Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung

Das Forschungsprojekt in Zülpich zeigt eindrucksvoll, wie wichtig eine fundierte Analyse und ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen in der Landwirtschaft sind. Die potenziellen Gefahren durch Nitratbelastungen müssen ernst genommen werden, insbesondere in Regionen mit begrenztem Wasserangebot. Die ersten Ergebnisse liefern vielversprechende Ansätze, um die Wasserversorgung in Einklang mit landwirtschaftlichen Bedürfnissen zu bringen, und bieten somit einen nachhaltigen Ausblick für die Zukunft der Zülpicher Börde.

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