Es ist nicht zu übersehen: Sachsen und Thüringen sind nach den Landtagswahlen in Aufruhr! Die Ergebnisse sind frisch und die Menschen sind im Gespräch – und das nicht nur im familiären Kreis, sondern auch bei dem spannenden Format „Deutschland spricht“, das Menschen mit diametral entgegengesetzten Ansichten zusammenbringt. Inszeniert von „ZEIT Online“ seit 2017, wird das Projekt nun mit neuen Stimmen lebendig!
Ansprechpartner des Projekts „Deutschland spricht“ war die „Leipziger Volkszeitung“, die beeindruckende 298 Teilnehmer gefunden hat. Diese Leute werden nun verkuppelt, um über Themen zu reden, die uns alle betreffen! Einer der Teilnehmer ist Uwe Keilholz, ein Elektroingenieur von 40 Jahren, der sich dem Austausch widmet und seine Sicht auf die Asylpolitik teilt.
Die Stimme der Betroffenen
Keilholz berichtet von berührenden Erlebnissen: Eine afghanische Familie fand 2015 Zuflucht auf dem Bauernhof seiner Großeltern in Thüringen. „Es machte mich überglücklich, als sie endlich auf eigenen Beinen standen“, sagt er. Doch die Komplexität der aktuellen Asylsituation wird ihm auch bewusst, als er von der ukrainischen Familie mit sechs Kindern erzählt, die aus ländlichen Gebieten geflohen ist. „Der Bildungsstandard dort ist ganz anders“, erklärt er ernüchtert, „und die Integration hier ist sich nicht so einfach, besonders wenn die Kinder nicht verstehen, warum sie zur Schule gehen zu müssen.”
Keilholz erkennt auch kulturelle Unterschiede in der Arbeitsmoral. „Für viele Syrer ist es untypisch, jeden Tag acht Stunden zu arbeiten. Sie arbeiten eher, wenn das Geld knapp wird“, reflektiert er und bringt uns zum Nachdenken über die Herausforderungen, die die Integration für alle Beteiligten mit sich bringt.
Gespräche, die bewegen
In den Quartieren von Leipzig hören wir von Christina Lang, 35-jährige Buchhalterin und ebenfalls Teilnehmerin bei „Deutschland spricht“. Sie ist besonders besorgt über die heftigen Debatten um Bürgergeld und Sozialhilfen: „Es gibt viel Unkenntnis über diese Themen, die mich stören“, sagt sie betroffen. Lang, die früher selbst auf Sozialhilfe angewiesen war, engagiert sich heute ehrenamtlich und will der Gesellschaft etwas zurückgeben. „Hier sind Emotionen oft ein Hindernis in Gesprächen. Ich hoffe, dass wir bei „Deutschland spricht“ offener miteinander umgehen können.”
Die Quoten der Zivilgesellschaft sind mit einer kecken Warnung versehen! Martina Glass, 46 Jahre alt, ist Sprecherin des Netzwerks Tolerantes Sachsen. Sie bringt es auf den Punkt: Die Abhängigkeit der Einrichtungen von öffentlichen Geldern ist gefährlich, besonders nach den jüngsten Wahlen. „Die Frage bleibt: Wie finanziert sich unsere Arbeit in Zukunft?“ fragt sie mit Nachdruck und schlägt vor, dass die lokale Wirtschaft mehr Verantwortung übernehmen sollte. „Es ist entscheidend, dass wir ein Umfeld schaffen, in dem Menschen arbeiten und leben wollen“, so Glass.
Die Unsicherheit innerhalb der Zivilgesellschaft wächst. Trotz der Tatsache, dass die AfD im Landtag keine Sperrminorität erreichen konnte, bleibt die Stimmung angespannt. „Die Menschen rufen nach Veränderung, und es gibt einen Funken Hoffnung“, so Glass. Die Wassertester des ganzen Landes sind gefordert!
Unterdessen kommen auch aus dem Westen spannende Anstöße. Peter Kurz, ehemaliger Oberbürgermeister von Mannheim, hat ein aufsehenerregendes Buch veröffentlicht, in dem er kommunalpolitischen Einblicke gibt: „Politik muss weniger während des Aufstiegs gedacht werden, die Städte sollten mehr Gewicht bekommen“, ist seine starke Botschaft!
In Sachsen bleibt das Vertrauen in die Kommunalpolitik verhältnismäßig stabil, während das Vertrauen in größere Institutionen dramatisch fällt. So ist es kein Wunder, dass lokale Stimmen laut werden und auf Veränderungen drängen. Die Frage ist: Bleibt das politische Klima in Bewegung oder versinkt es im Stillstand?