Häusliche Gewalt ist ein drängendes Problem in Deutschland, das auch in ländlichen Regionen wie der Uckermark große Ausmaße angenommen hat. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Geschichte von Heike K.*, die in einer toxischen Beziehung über zehn Jahre gefangen war. Bei ihrer Ankunft in der Mutter-Kind-Einrichtung „Neue Wege“ in Prenzlau wirkte sie mut- und kraftlos. Ihr gelang jedoch mit Unterstützung des Jugendamtes und des Vereins IG Frauen und Familie der Absprung. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion halfen zwei Polizisten und zwei Behördenmitarbeiter, den Kindsvater aus der Wohnung zu locken, damit Heike K.* mit ihrem zweijährigen Sohn Leo* fliehen konnte. Ihr neunjähriger Sohn Fabian* war zu diesem Zeitpunkt in einer Pflegeeinrichtung.

In der Einrichtung „Neue Wege“ hat sich die Familie gut eingelebt und Fortschritte gemacht. Heike K.* hat eine Qualifizierungsmaßnahme zur Betreuungskraft für ältere Menschen erfolgreich mit der Note 1 abgeschlossen. Ihr Ziel ist es, künftig sechs bis sieben Stunden am Tag zu arbeiten und eine kinderverträgliche Arbeitsstelle zu finden. Sie hat das alleinige Sorgerecht für ihre Söhne erhalten und fühlt sich stark genug, um einen Neuanfang zu wagen. Heike K.* ermutigt daher andere Frauen in ähnlichen Situationen, Hilfe zu suchen und sich an Ämter zu wenden.

Die Gefahren häuslicher Gewalt

Die Zahlen sprechen eine alarmierende Sprache: 2023 wurden in Deutschland rund 180.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, was einem Anstieg von 17 Prozent im Vergleich zu fünf Jahren zuvor entspricht. Insgesamt erfasste das Bundeskriminalamt (BKA) 256.276 Opfer von häuslicher Gewalt, wobei zwei Drittel der Fälle Partnerschaftsgewalt betreffen. Über 70 % der Opfer sind Frauen, und jeden zweiten Tag stirbt eine Frau aufgrund von Partnerschaftsgewalt. Diese erschreckenden Statistiken verdeutlichen die Dringlichkeit, Präventionsarbeit zu leisten.

Häusliche Gewalt beginnt oft schleichend und zeigt sich nicht zwingend in körperlicher Gewalt. Warnsignale wie übertriebene Eifersucht oder Kontrolle über soziale Kontakte der Betroffenen sollten ernst genommen werden. Frühzeitige Interventionen können helfen, weitere Gewalt zu verhindern. Betroffene Frauen wird geraten, mit Vertrauenspersonen zu sprechen und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Hilfsangebote und Schutzmaßnahmen

In der Uckermark waren 2023 bereits 900 Opfer häuslicher Gewalt registriert, und bis zum dritten Quartal 2024 gab es bereits 214 Fälle, darunter 72 Wohnungsverweisungen. In einer landesweiten Aktion am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen wurden in Schwerin Aktivitäten zur Sensibilisierung durchgeführt. Hier fanden 51 Frauen und Kinder Schutz im Schweriner Frauenhaus; 431 Personen nahmen ambulante Hilfen in Anspruch.

Diverse Hilfetelefone, wie „Gewalt gegen Frauen“ (116 016) und das Männertelefon (0800 1239900), bieten niedrigschwellige Unterstützung. Darüber hinaus arbeiten Bundesfamilienministerin Lisa Paus und das BKA an einem besseren Schutz für Betroffene sowie an einem Gesetz zur Sicherung des Zugangs zu Schutz und Beratung.

Aktuell sind in der Einrichtung „Neue Wege“ fünf Frauen mit ihren Kindern untergebracht, was die Kapazitätsgrenze erreicht hat. Heike K.* bittet um Möbelspenden für ihre zukünftige Wohnung, da die Einrichtungsbeihilfe schnell aufgebraucht ist. Ihr Schicksal ist ein Beispiel dafür, wie betroffenen Frauen mit Unterstützung aus der Gesellschaft ein Neuanfang gelingen kann.

Weitere Informationen zur Unterstützung in Fällen häuslicher Gewalt sind auf den Webseiten von Frauen gegen Gewalt und der Bundesregierung verfügbar. Es ist wichtig, dass betroffene Frauen wissen, dass sie nicht allein sind und Hilfe angeboten wird.