Die Polizei untersucht derzeit den Verdacht auf eine Serie von Sabotageakten gegen Autos in mehreren Bundesländern Deutschlands. Sicherheitsexperten sehen möglicherweise Moskau hinter diesen kriminellen Handlungen. Bislang sind über 270 Fahrzeuge betroffen. Die betroffenen Bundesländer sind Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg. Laut den Ermittlungen der Schwäbischen Zeitung haben die Saboteure Geld von einem russischen Auftraggeber erhalten.

Die Ermittlungen führten zu vier Tatverdächtigen im Alter von 17 bis 29 Jahren, die aus verschiedenen Ländern stammen, darunter Deutschland, Serbien, Rumänien und Bosnien-Herzegowina. Im Dezember 2024 fiel einer Polizeistreife ein Transporter auf, in dem drei junge Männer Kartuschen mit Bauschaum mit sich führten. Kurz nach dieser Kontrolle gingen bei der Polizei mehrere Anzeigen von Autobesitzern ein, die berichteten, dass ihre Fahrzeuge nicht mehr fahrtüchtig waren, nachdem ihre Auspuffrohre mit Bauschaum verstopft worden waren. Besonders in Berlin wurden in zwei Straßen 90 Autos betroffen.

Sabotageakte im Zusammenhang mit dem Kreml

Die ersten Angriffe ereigneten sich in der Nacht auf den 9. Dezember 2023 in Langenau bei Ulm und breiteten sich schnell auf umliegende Städte aus. Im Ulmer Raum wurden insgesamt 123 Fahrzeuge lahmgelegt. Die Sabotageaktionen hatten ursprünglich die Polizei veranlasst, radikale Klimaaktivisten als mögliche Täter zu vermuten. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Angriffe möglicherweise von Saboteuren im Auftrag des Kremls durchgeführt wurden, die lokale Personen als „Wegwerf-Agenten“ rekrutierten, um ihre Ziele zu erreichen, ohne eigene Agenten zu verwenden. Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, erklärte, Russland versuche, die Gesellschaft zu destabilisieren und Zweifel zu säen.

Im Rahmen der weiteren Ermittlungen stellte die Polizei bei Durchsuchungen in Ulm, Alb-Donau-Kreis und Landkreis Günzburg Bauschaum und andere Beweismittel sicher. Ein Verdächtiger gab dabei an, dass ein „Russe“ über den Messaging-Dienst Viber Kontakt aufgenommen und Anweisungen gegeben habe, wobei er 100 Euro pro Auto versprach. Einige der Verdächtigen haben bereits mehrere Tausend Euro in bar erhalten. Zwei von ihnen haben Deutschland verlassen.

Neue Bedrohung durch fremde Nachrichtendienste

Die jüngsten Vorfälle sind Teil eines größeren Trends in Europa, wo es seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine 2022 zu einer Zunahme von Sabotageakten gekommen ist. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hebt hervor, dass es sich bei diesen Sabotagehandlungen nicht nur um Cyberattacken, sondern auch um Sachbeschädigungen handelt, die sowohl kritische Infrastrukturen als auch das öffentliche Vertrauen betreffen können.

Die Sicherheitsbehörden haben festgestellt, dass solche Aktionen immer häufiger auf langfristiger Planung und der Ausspähung von Schwachstellen basieren. Zudem wird die Anwerbung von pro ehemaligen Kleinkriminellen für Sabotagehandlungen als besorgniserregende neue Strategie der russischen Nachrichtendienste gesehen. Diese Entwicklung erfordert eine verstärkte Wachsamkeit und einen proaktiven Umgang mit möglichen Bedrohungen durch ausländische Akteure.

In der laufenden Untersuchung hat das Bundesinnenministerium bislang keine konkreten Hinweise auf die russischen Auftraggeber erhalten, doch die Ermittlungen dauern an. Der Verfassungsschutz warnt, dass solche Sabotageakte nicht nur physische Schäden verursachen, sondern auch gesellschaftliche Unsicherheiten hervorrufen können.