Am Sonntagabend fiel die Zuschauerzahl für den ARD-Talk von Caren Miosga mit 4,33 Millionen auf ein beeindruckendes Niveau. Dies ist die höchste Reichweite für Miosga seit ihrer Gesprächsrunde mit Olaf Scholz. Das Interesse an der Sendung war besonders deutlich, da in der vergangenen Woche das Verhältnis zwischen der Union und der AfD kontrovers diskutiert wurde. Miosga begrüßte die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, die in ihrer Ansprache auch auf aktuelle politische Themen einging.
In ihrem Interview stellte Miosga Weidel die provokante Frage, was für ein Deutschland die AfD anstrebe. Weidel, die auch die Vorsitzende der AfD ist, gab an, dass die Union und die AfD von 60% der Bevölkerung gewählt werden würden. Diese Aussage steht im Widerspruch zu aktuellen Umfragen, die lediglich von etwa 50% Zuspruch sprechen. Zudem stellte die AfD-Chefin falsche Zahlen zu den Beschäftigten deutscher Automobilunternehmen in den USA vor – statt der korrekten 140.000 sprach sie von nur 25.000 bis 30.000.
Politische Diskussionen und Positionen
Im Verlauf der Sendung wurde auch das Thema der deutschen Erinnerungskultur an den Holocaust behandelt, welches Weidel vehement ablehnte. Sie stellte klar, dass die AfD die Existenz Israels unterstütze und den Holocaust nicht politisch instrumentalisieren wolle. Weidel kritisierte die derzeitige Asylpolitik und forderte gesicherte Grenzen sowie die Rückweisung illegaler Einwanderer. Am Mittwoch zuvor erhielt die Union mit Stimmen der AfD eine Mehrheit für einen entscheidenden Entschließungsantrag zur Verschärfung der Asylpolitik.
Darüber hinaus erhob Weidel Forderungen nach einer Rückkehr zur D-Mark und sprach sich gegen einen EU-Austritt aus. Ihre Kritik richtete sich an die Europäische Union, die sie für übergriffige Regulierungen verantwortlich machte. Im Rahmen ihrer energiepolitischen Ansichten trat sie für die Streichung aller Subventionen, insbesondere für Windkraft, sowie für eine Rückkehr zur Kernenergie ein. Zudem plädierte sie dafür, Energiekosten durch den Import von Gas und Öl aus Russland zu senken.
Qualität der Talkshows im Vergleich
Die jüngste Episode von Miosgas Sendung hebt sich markant von den Trends anderer politischer Talkshows ab. Laut Welt verloren die politischen Talkshows im Jahr 2023, einschließlich „Hart aber fair“ und „Anne Will“, stark an Zuschauerzahlen. „Anne Will“ ist jedoch weiterhin die zuschauerstärkste Polittalksendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit knapp drei Millionen Zuschauern pro Ausgabe. Miosga, die seit dem 21. Januar 2024 einen neuen Sendeplatz am Sonntagabend übernommen hat, profitiert offenbar vom gegenwärtigen politischen Interesse.
Im Vorfeld wurden Anlässe für den Rückgang von Zuschauerzahlen in Talkshows auf die aktuelle Nachrichtenlage und die damit verbundene Konkurrenz zurückgeführt. So verzeichnete beispielsweise „Hart aber fair“ im Jahr 2023 durchschnittlich 2,1 Millionen Zuschauer, was einen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren darstellt.
Die Kombination aus einem ansprechenden Gästeaufgebot, aktuellen politischen Diskussionen und einem anhaltend großen Interesse konnte Caren Miosga somit einen hohen Zuspruch bescheren. Doch die Frage bleibt, wie lange das Interesse an solchen politischen Formaten aufrechterhalten werden kann, während die Zuschauerzahlen vieler anderer Talkshows weiterhin sinken.