In einem aktuellen Interview mit dem Onlinemedium „t-online“ hat Friedrich Merz, der Unionskanzlerkandidat, Pläne zum Bau von 50 neuen Gaskraftwerken in Deutschland angekündigt. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Gaskraftwerke zügig ans Netz zu bringen, insbesondere unmittelbar nach der anstehenden Bundestagswahl am 23. Februar. Merz begründet den Schritt mit der aktuellen Wetterlage und den hohen Strompreisen, die eine dringende Reaktion erfordern. Zudem äußert er scharfe Kritik an den politischen Mitbewerbern SPD, Grüne und FDP, die aus der Energiegewinnung ausgestiegen sind und fordert eine Politikwende unter möglichen Koalitionspartnern.
Eine Rückkehr zur Energieerzeugung durch Kernkraft schließt die Union nicht aus. Merz nennt den Atomausstieg eine „fatale Entscheidung“ und hielt es für einen „schweren strategischen Fehler“. Er gibt an, dass die Wahrscheinlichkeit einer Wiederinbetriebnahme stillgelegter Kernkraftwerke von Woche zu Woche abnimmt, und richtet Vorwürfe an den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dessen Politik er als „Fiasko“ bezeichnet. Während Details zur konkreten Umsetzung der neuen Pläne weiterhin unklar sind, könnte eine Rückkehr zur Gaskraft auch Fragen über Deutschlands Beziehungen zu Russland aufwerfen.
Kernenergie im internationalen Kontext
<pEin weltweites Comeback der Kernenergie ist ebenfalls zu beobachten, wie eine aktuelle Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) zeigt. Demnach ist das Interesse an Atomstrom so stark wie seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren. Über 40 Länder streben den Ausbau der Kernkraft an, um den steigenden Elektrizitätsbedarf zu decken. Das zunehmende Interesse wird durch die wachsende Elektrifizierung in verschiedenen Sektoren verstärkt.
<pDer IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol prognostiziert, dass die Kernkraft im Jahr 2025 ein Rekordniveau an Strom erzeugen wird. Trotz einiger Länder, die Kernkraftwerke stillgelegt oder den Ausstieg beschlossen haben, bleibt die globale Stromerzeugung aus Atomkraft im Wachstum begriffen. Aktuell tragen die fast 420 Kernkraftreaktoren weltweit knapp 10% zur globalen Stromversorgung bei. Besonders in Asien und Europa, etwa in Japan oder Frankreich, werden wieder Kernkraftwerke in Betrieb genommen oder modernisiert.
Deutsche Energiepolitik in der Kritik
<pDeutschland hatte 2023 seine letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet und ist damit aus der Nutzung von Kernenergie ausgestiegen. Dieser ursprüngliche Atomausstieg sollte bereits zum 31. Dezember 2022 vollzogen sein, wurde jedoch aufgrund der aktuellen Energiekrise verlängert. Laut dem deutschen Bundestag ist die Modernisierung bestehender Anlagen mit Herausforderungen wie Verzögerungen und steigenden Kosten verbunden. Der zukünftige Ausbau der Kernenergie erfordert private Investitionen, die bis 2030 weltweit verdoppelt werden müssten, auf rund 117 Milliarden Euro.
<pIn der aktuellen politischen Debatte ist Merz‘ Rückkehr zur Gaskraft und die Möglichkeit, Kernkraftwerke erneut zu nutzen, ein zentraler Punkt. Die Unionspolitik könnte somit in eine neue Richtung gelenkt werden, während die Diskussionen über die künftige Energieversorgung in Deutschland und Europa an Intensität zunehmen.
Für weitere Informationen über die Situation der Kernkraft und die Herausforderungen in der Energiepolitik werfen Sie einen Blick auf die Sächsische, Tagesschau und Bundestag Berichte.