Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann sind die diesjährigen Preisträger des Menschenrechtspreises der Tonhalle in Düsseldorf. Die Auszeichnung erfolgt für ihr innovatives „Trialog“-Projekt, das bundesweit Gesprächskreise für Schüler ab der achten Klasse anbietet. Dieser Preis wird am 19. Januar 2025 im Rahmen eines Konzerts überreicht und ist mit 10.000 Euro dotiert. Beide Preisträger engagieren sich intensiv für Verständigung im Kontext des Nahostkonflikts, wobei sie versuchen, sowohl palästinensisches als auch jüdisches Leben sichtbar zu machen und beides gleichzeitig anzuerkennen.
Jouanna Hassoun ist eine palästinensische Sozialmanagerin, die in einem Flüchtlingslager im Libanon aufgewachsen ist. Sie hat Zerstörung und Vertreibung erlebt und setzt sich seit über 15 Jahren in der politischen Bildungsarbeit für diese Themen ein. Shai Hoffmann, ein deutsch-jüdischer Sozialunternehmer, war in seiner Jugend als Schauspieler und Sänger aktiv, bevor er eine Marketingagentur gründete. Gemeinsam haben sie eine Plattform geschaffen, um Jugendliche zu ermutigen, über ihre Emotionen zu sprechen und unterschiedliche Perspektiven im Nahostkonflikt zu diskutieren, ohne sich für eine Seite entscheiden zu müssen.
Das Trialog-Projekt
Das „Trialog“-Projekt bietet jungen Menschen in Deutschland die Möglichkeit, respektvolle Diskussionen über den Nahostkonflikt zu führen. Bei den Gesprächen werden Emotionen zugelassen, und es wird ein Raum geschaffen, in dem die Teilnehmer gehört und gesehen werden. Dies ist besonders wichtig, da viele Schüler mit Skepsis, Vorurteilen und radikalen Positionen konfrontiert werden und oft nur einseitige Sichtweisen wahrnehmen. Das Projekt hat das Ziel, die Diversität der Gesellschaft in Israel und Palästina darzustellen. So wird auch auf die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen eingegangen, die in diesem Bereich leben, darunter Christen, Drusen, Beduinen und Bahá’í.
Obwohl das Projekt positives Feedback von Schülern erhält, berichten die Initiatoren auch von Anfeindungen; von einer Seite werden sie als nicht radikal genug und von der anderen als nicht kritisch genug wahrgenommen. Diese Herausforderungen sind Teil des Diskurses, den ihre Trialoge fördern. Sie haben festgestellt, dass es auch Diskussionen über Antisemitismus und Rassismus gibt, wobei sie Schüler anregen, über ihre eigenen Erlebnisse und Perspektiven nachzudenken.
Einfluss der aktuellen Ereignisse
Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 fühlten Hassoun und Hoffmann den dringenden Wunsch, ihre Aufklärungsarbeit intensiv fortzusetzen. Sie sprechen in Schulen über die realen Lebensumstände von Israelis und Palästinensern und thematisieren die Herausforderungen, die der Konflikt mit sich bringt. Ihre Haltung betont Empathie für alle Seiten, trotz der persönlichen Schmerzen und des Hasses, die sie erfahren haben.
Adam Fischer, der Chefdirigent der Düsseldorfer Symphoniker und Menschenrechtler, würdigt die Arbeit von Hassoun und Hoffmann und sieht die Notwendigkeit, gegen Hass und Vorurteile zu kämpfen. Der Menschenrechtspreis der Tonhalle wird seit 2016 an Personen oder Organisationen vergeben, die sich für Freiheit und Menschenrechte einsetzen. Preisträger des Vorjahres war der russische Menschenrechtler Sergej Lukaschewski.
In einer Zeit, in der die Gesellschaft mit Radikalisierung und emotionalen Spannungen konfrontiert ist, bleibt das Trialog-Projekt unerlässlich. Es leistet einen wichtigen Beitrag zur Bildungs- und Friedensarbeit und fördert ein Miteinander, das auf Verständnis und Dialog basiert. Die Arbeit von Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann wird als große Ehre angesehen und als Bestätigung ihrer Bemühungen gewertet, eine bessere Kommunikation und Menschenrechte im Kontext des Nahostkonflikts zu fördern.