Deutsche Behörden setzen sich intensiv für eine Reform der Flaggenstaatsverwaltung ein, um die Attraktivität der deutschen Flagge für Reedereien zu erhöhen. Laut ZVW strebt das Bundesverkehrsministerium an, mehr Schiffe unter deutscher Flagge zu versichern, da der Anteil an ausländischen Flaggen mittlerweile beeindruckende 85% der deutschen Handelsflotte ausmacht. Ende 2022 waren lediglich 258 der 1.675 Schiffe unter deutscher Flagge registriert.
Der Hauptgrund für die Verwendung ausländischer Flaggen liegt in den niedrigeren Kosten, die damit verbunden sind. Im Jahr 2014 lag der Anteil ausländischer Flaggen leicht höher bei 88%, während er 2004 noch bei 75,8% lag. Die Reforminitiative umfasst eine geplante Einrichtung einer zentralen Servicestelle, die den Reedereien und Seeleuten als Anlaufstelle dienen soll, um den bürokratischen Aufwand zu verringern.
Historischer Kontext der Ausflaggung
Der Trend zur Ausflaggung, also der Registrierung von Schiffen unter ausländischer Flagge, hat eine lange Geschichte. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass bereits während des Römischen Reichs Schiffe unter anderen Flaggen fuhren. Deutsche Reeder drohten zum Beispiel bereits 1887, ihre Schiffe außerdeutsch registrieren zu lassen, um Vorteile zu erlangen. Dieser Trend nahm nach dem Ersten Weltkrieg deutlich zu, nicht zuletzt als einige Staaten, wie Panama, „offene“ Schiffsregister einführten, die Schiffe aus anderen Ländern akzeptierten. Ein Bericht des Hafenblogs hebt hervor, dass viele deutsche Schiffe in den letzten Jahren die deutsche Flagge verlassen haben, da nur 302 Schiffe im Jahr 2018 unter deutscher Flagge fuhren, während es 1990 noch 1064 waren.
Diese zunehmende Ausflaggung wird von Ländern kritisiert, da sie zu Verlusten bei Steuereinnahmen und zu Arbeitschutzdefiziten führt. Der deutsche Gesetzgeber gestattet es Reedereien, Schiffe zeitweise unter ausländischer Flagge zu führen, doch bleibt das Schiff im deutschen Seeschiffsregister eingetragen, wie aus dem Bericht der Deutschen Flagge hervorgeht.
Zukunft der deutschen Flagge
Die bevorstehende Reform zielt darauf ab, die deutsche Flaggenstaatsverwaltung wettbewerbsfähiger zu machen. Der Verband Deutscher Reeder unterstützt diese Bestrebungen, die als wichtig für die Stärkung des Schifffahrtsstandorts Deutschland angesehen werden. Aktuell belegt die deutsche Flagge im internationalen Vergleich der Hafenstaatskontrollen den 21. Platz von 71. Dänemark, die Niederlande und Norwegen nehmen die Spitzenplätze ein.
Die Gründe für die wachsende Beliebtheit ausländischer Flaggen haben sich von militärischen zu ökonomischen verschoben. Die Kosteneinsparung spielt eine entscheidende Rolle dabei, weshalb Reedereien oft den Schritt zur Ausflaggung wagen. Das Ziel der Reform besteht somit darin, die deutschen Schiffe attraktiver zu machen und insbesondere die bürokratischen Hürden zu senken, die zur Ausflaggung führen.
Insgesamt verdeutlicht die Reforminitative, wie wichtig es ist, die deutsche Flagge für die Zukunft der deutschen Handelsflotte zu sichern und eine Balance zwischen Kosteneffizienz und den höchsten Standards in der Schifffahrt zu finden.