Die aktuelle Studie unter der Leitung der Technischen Universität München (TUM) beleuchtet die Wirksamkeit von Telemedizin und digitalen Gesundheits-Apps, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes und koronarer Herzerkrankung. Die Studie zeigt zwar einige positive Effekte dieser Technologien, betont jedoch die Notwendigkeit direkter Betreuung durch medizinisches Fachpersonal. Studienleiter Prof. Martin Halle wies darauf hin, dass trotz des Hypes um digitale Lösungen der persönliche Kontakt und die Betreuung entscheidend sind.
Die Untersuchung wurde an elf Standorten in Deutschland durchgeführt und beinhaltete 502 Teilnehmende, von denen 84% Männer waren. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Kontrollgruppe erhielt standardisierte Ernährungsempfehlungen und Infomaterial zu körperlicher Aktivität, während die zweite Gruppe zusätzlich ein individualisiertes, app-gestütztes Sportprogramm und personalisierte Ernährungstipps erhielt. Bezeichnend waren die Ergebnisse, die zeigen, dass Lebensstiländerungen, wie mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung, riskante Gesundheitsfaktoren senken können.
Telemedizin als potenzieller Game-Changer
Die Bedeutung von Telemedizin zeigt sich auch in anderen Bereichen. Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe beschreibt in seinen Ausführungen die Ergebnisse der TIM-HF2-Studie, die den Einfluss von Fernüberwachung bei Patienten mit Herzinsuffizienz untersuchte. In dieser Studie mit 1538 Patientinnen und Patienten wurde eine signifikante Reduktion der Gesamtmortalität und Hospitalisierung aufgrund kardialer Dekompensation festgestellt. Tschöpe hebt hervor, dass lebenswichtige Informationen für die Behandlung unterstützt werden können, insbesondere für Patienten mit Diabetes, die von der Fernüberwachung besonders profitieren.
Eine Post-hoc-Analyse zeigt, dass Patienten mit Herzinsuffizienz und Diabetes in allen Kriterien des prospektiven Endpunkts signifikant besser abschnitten. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass telemedizinische Interventionen für Patienten mit Diabetes in der Regelversorgung verankert werden sollten. Insbesondere für diese Patientengruppe scheint die digitale Gesundheitsversorgung ein Schlüssel zu verbesserter Lebensqualität und Gesundheit zu sein.
Der digitale Wandel im Gesundheitswesen
Der digitale Wandel im Gesundheitswesen ist ein übergreifendes Thema. Laut PMC haben neue digitale Technologien das Potenzial, die Gesundheitsversorgung grundlegend zu verändern. Die COVID-19-Pandemie hat den digitalen Transformationsprozess beschleunigt und das Interesse an „Digital Health“ gesteigert. Durch Fortschritte in der Sensortechnologie und bei tragbaren Geräten ist es möglich, Gesundheitsdaten kontinuierlich zu überwachen und innovative Diagnoseverfahren zu entwickeln.
In Anbetracht der Entwicklung von über 300.000 Gesundheits-Apps in App-Stores wird die aktive Beteiligung der Patienten an ihrem Gesundheitsmanagement immer wichtiger. Diese „e-Patienten“ profitieren von einem leichteren Zugang zu Gesundheitsdaten und können zunehmend eigenständigere Entscheidungen über ihre Gesundheit treffen. Datenübertragung und -speicherung sind jedoch nicht ohne Herausforderungen, weshalb Initiativen wie die European Health Data Space (EHDS) benötigt werden, um das Potenzial der digitalen Medizin voll auszuschöpfen.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Integration von Telemedizin und digitalen Gesundheitslösungen zwar Fortschritte mit sich bringt, jedoch auch weiterhin die persönliche medizinische Betreuung im Vordergrund stehen muss. In einer Zeit, in der Patienten aktiv in ihre Behandlungsprozesse einbezogen werden, ist ein Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und menschlicher Zuwendung entscheidend für den medizinischen Erfolg.