Die Disco-Kultur in der Region um Stralsund erlebt ein Comeback: Früher zogen Jugendliche aus Kummerow, Martensdorf, Niepars, Richtenberg und Franzburg in die Disco nach Stralsund, wo die Locations ursprünglich unter den Namen „Fun“ und später „Miura“ bekannt waren. Doch seitdem erhalten Veranstaltungen in der Umgebung mehr Beachtung, insbesondere eine von Franz Hedtke und Jeanette Kretschmer organisierte Feier in Niepars, die rund 600 Gäste anlockte. Die Veranstaltung, die ab 16 Jahren freigegeben war, kostete den Eintritt von 10 Euro und vereinte verschiedene Altersgruppen in einem feierlichen Rahmen. Laut Ostsee-Zeitung sorgte der DJ für eine unterhaltsame Mischung aus Schlager und Youtube-Hits, die das Publikum begeisterte.
Jeanette Kretschmer, die mittlerweile das Amt der Bürgermeisterin von Niepars innehat, hat sich gemeinsam mit Hedtke die Aufgabe gestellt, das Unterhaltungsangebot für Jugendliche zu fördern. Ein zentrales Anliegen, insbesondere seit 2019, als die letzte Disco in der Region schließen musste, was eine Lücke im Freizeitangebot hinterließ. Hedtke, der Vorsitzende des 2024 gegründeten Vereins „Next Event“, fordert daher mehr Veranstaltungsformate und plant bereits eine Eröffnungsfeier für den neu gestalteten Hafen in Zühlendorf. Sicherheitsmaßnahmen zur Kontrolle des Alkoholkonsums von unter 18-Jährigen wurden ebenfalls eingeführt, um ein sicheres Feiern zu gewährleisten.
Jugendkultur und ihre Herausforderungen
Die aktuelle Entwicklung in der Region ist Teil eines größeren Phänomens in der Jugendkultur, die sich ständig weiterentwickelt und häufig in Opposition zur vorherigen Generation steht. Der Begriff „Jugendkulturpluralismus“, der eine Vielzahl von kulturellen Ausdrucksformen beschreibt, nimmt einen immer wichtigeren Platz ein. Um diesen Wandel zu verstehen, werfen die Studien der Bundeszentrale für politische Bildung einen Blick auf die Entwicklung von Sub- und Jugendkulturen, die vor allem auf die Bedürfnisse und Werte von Jugendlichen eingehen.
Diese kulturellen Phänomene entstehen in sozialen Gruppen, die eigene Normen und Werte vertreten und sich oft von der dominierenden Kultur abgrenzen. Im deutschsprachigen Raum wurden zahlreiche Studien zu verschiedenen Jugendgruppen, von Punks bis Radikalismus, durchgeführt. Der Umgang von Jugendlichen mit sozialen Strukturen wird zunehmend als aktiver Prozess verstanden, auch wenn empirische Daten zeigen, dass viele Jugendliche stark an ihren Familien orientiert sind.
Identitätsfindung in der Jugend
Die Identitätsfindung spielt eine zentrale Rolle im Leben von Jugendlichen. Diese reichen von Selbsterkenntnis über Selbstgestaltung bis hin zu Selbstannahme. Laut Nils Nordmann agieren Jugendliche im Crossover von verschiedenen Moden und Ideologien, wobei die Grenzen zwischen den Jugendkulturen verschwinden. Auch die Frage der Authentizität wird immer wichtiger, wobei Kleidung und Musikgeschmack eine zentrale Rolle für die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen einnehmen.
Insgesamt zeigt sich, dass die jugendliche Freizeitgestaltung und Kulturangebote einen entscheidenden Beitrag zur sozialen Integration und zum Wohlbefinden junger Menschen leisten können. Die Laufzeit der Isolation während der Corona-Pandemie hat die Bedeutung von Freizeit und den Austausch mit Gleichaltrigen nochmals verstärkt, was Franz Hedtke besonders betont. Umso wichtiger sind Initiativen wie der Verein „Next Event“, der neue Perspektiven für die junge Generation in der Region eröffnen möchte.