Die Gastronomie und der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern blicken mit einer Mischung aus Hoffnung und Sorge auf das kommende Geschäftsjahr 2024. Lars Schwarz, der Chef des Landeshotel- und Gaststättenverbandes, äußert seine optimistischen Erwartungen, sieht jedoch auch die Schattenseiten der Branche. Diese ist stark von Krisen beeinträchtigt, mit vielen Tourismusbetrieben, die möglicherweise das Jahr 2024 nicht überstehen werden, berichtet der Nordkurier.
Die Herausforderungen sind vielschichtig: Von Preisexplosionen bei Lebensmitteln über steigende Energie- und Dienstleistungskosten bis hin zur Erhöhung der Mehrwertsteuer. Darüber hinaus haben viele Betriebe mit der Konsumzurückhaltung der Gäste und Rückforderungen von Corona-Soforthilfen zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund hofft Schwarz auf eine Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent für Speisen, um der Gastronomie zu helfen.
Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung
Ein weiteres drängendes Problem ist der akute Fach- und Arbeitskräftemangel, den Robert Neidel, Geschäftsführer des regionalen Tourismusverbandes Seenplatte, eindringlich warnend anspricht. Viele ehemalige Beschäftigte haben während der Lockdowns ihren Beruf gewechselt, was zu einer großen Lücke in der Branche führt. Aktuellen Analysen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge fehlen 44.000 Fachkräfte in Hotels und Gaststätten deutschlandweit, wobei die Gastronomie mit 40,1% der offenen Stellen stark betroffen ist, so die Zeit.
Besonders alarmierend ist die Situation in Mecklenburg-Vorpommern, wo eine Stellenüberhangquote von fast 60% verzeichnet wird. Dies wird durch die Tatsache verstärkt, dass in vielen Regionen, wie beispielsweise in Bayern, 83,6% der offenen Stellen nicht besetzt werden können. Paula Risius, Fachkräfteexpertin des IW, unterstreicht die Notwendigkeit von besseren Arbeitsbedingungen und Zuwanderung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Positive Entwicklungen und Ausblick auf die Zukunft
Trotz der Schwierigkeiten gibt es auch positive Nachrichten: Neue Hotelprojekte, wie das Radisson in Rostock und das Tresor-Hotel in Schwerin, sowie die Wiedereröffnung des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund geben Anlass zur Hoffnung. Fast 50% der Gastgeber in der Region waren mit dem Vorjahr zufrieden, wie die Zahlen des Nordkurier verdeutlichen.
Um die Konkurrenz aus ausländischen Reisezielen und das preissensible Buchungsverhalten der Gäste zu begegnen, haben die Akteure in der Region bereits Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören unter anderem Social-Media-Marketing, digitale Reiseführer, ganzjährige Angebote sowie eine stärkere Positionierung der „Familienmarke Seenplatte“.
Wir hoffen, dass die geplanten Projekte, wie die Erlebnisinseln am Pilothafen Freest und interaktive Dorfrundgänge, nicht nur die Attraktivität der Region erhöhen, sondern auch dazu beitragen, den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs zu sichern. Die Region fokussiert sich auf eine nachhaltige Entwicklung und Vermarktung als attraktives Ziel für Naturliebhaber und Touristen.