Die Zahl der Tierschutzanzeigen in Mecklenburg-Vorpommern bleibt auf einem hohen Niveau. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 wurden gemäß einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur insgesamt 1.770 Anzeigen registriert. Dies deutet auf einen anhaltenden Anstieg gegenüber den Vorjahren hin, wobei im gesamten Jahr 2022 mehr als 2.000 Anzeigen zu verzeichnen waren. Die Anfragen betreffen hauptsächlich Hunde, Katzen sowie Nutztiere wie Pferde, Rinder und Schafe.
Die Anzeigen fokussieren sich auf verschiedene Missstände, darunter schlechte Haltungsbedingungen, mangelnde Versorgung und ausgesetzte Tiere. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Anzeigen in Nordwestmecklenburg, wo sich die Zahl seit 2019 mehr als verdoppelt hat. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim meldet einen Anstieg von 80 Fällen im Jahr 2015 auf 525 im Jahr 2023. Auch in Rostock wurden bis Ende Oktober 2023 bereits 189 Kontrollen nach Tierschutzanzeigen durchgeführt, was mehr ist als im gesamten Vorjahr.
Herausforderungen für die Veterinärämter
Die Vielzahl der Tierschutzanzeigen führt zu einer hohen psychischen Belastung für die Mitarbeiter der Veterinärämter. Die Behörden berichten von einer Überforderung durch die wachsende Anzahl an Meldungen. Ein zentraler Grund für die hohe Zahl von Tierschutzanzeigen ist die mangelnde Sachkunde vieler Tierhalter, insbesondere nach unüberlegten Haustieranschaffungen während der Corona-Pandemie. Dies hat zu einem Anstieg an Haustieren in deutschen Haushalten um fast eine Million geführt.
Die Sensibilität der Bevölkerung für das Tierwohl und die Problematik der Tierquälerei ist gestiegen. Dies, gepaart mit leichteren Meldewegen, hat zu einer Zunahme der Anzeigen beigetragen. Gleichzeitig wird jedoch angemerkt, dass nicht alle Anzeigen begründet sind; viele resultieren aus Nachbarschaftsstreitigkeiten oder persönlichen Meinungen. Insbesondere der Landkreis Vorpommern-Greifswald weist darauf hin, dass persönliche Ansichten oft zu unbegründeten Anzeigen führen.
Die Tierschutzbehörden sehen sich mit weiteren Herausforderungen konfrontiert, da die fehlende Einsicht der Halter oft zu zeitraubenden Verfahren führt. In den Landkreisen können sie Auflagen erteilen, Bußgelder verhängen sowie Staatsanwaltschaften einschalten. Der Landkreis Vorpommern-Rügen hat bereits 2024 18 Fälle an die Staatsanwaltschaft übergeben, während im Landkreis Mecklenburgische-Seenplatte sieben Strafanzeigen eingereicht wurden, nachdem dort vier Pferde aufgrund schwerwiegender Mängel beschlagnahmt wurden.
Die wachsende Zahl von Tierschutzanzeigen wirft nicht nur ein Licht auf die Problematik der Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern, sondern zeigt auch die Notwendigkeit einer besseren Aufklärung und Schulung für Tierhalter, um die Situation nachhaltig zu verbessern.