Während beim Katholikentag in Erfurt die Diskussionen über die vom Vatikan ausgebremste Kirchenreform und lange verschwiegene Missbrauchsfälle im Fokus stehen, behandelt die Performancekünstlerin Florentina Holzinger diese Themen auf der Theaterbühne in Schwerin. Mit ihrer Operninszenierung „Sancta“ setzte sie ein spektakuläres und teils verstörendes Stück in Szene, das das Publikum im ausverkauften Mecklenburgischen Staatstheater zu begeistertem Applaus und Jubel hinriss.
Holzinger, die für ihre radikalen Bühnenstücke mit meist nackten Darstellerinnen bekannt ist, knüpft mit „Sancta“ nahtlos an ihre früheren Arbeiten wie „Ophelia’s Got Talent“ und „Tanz“ an. Die Aufführung kombiniert liturgische Gesänge, Popmusik und Metal und beginnt mit Paul Hindemiths Opern-Einakter „Sancta Susanna“, der vor gut 100 Jahren wegen Blasphemievorwürfen für Aufsehen sorgte.
Die Inszenierung von Holzinger stellt die weibliche Lust und Obsession drastisch dar und geht in eine feministische kirchliche Messe über, bei der bekannte Musikstücke und liturgische Gesänge zu einem Spektakel vereint werden. Die Darstellerinnen agieren provokativ, kritisieren traditionelle kirchliche Rituale und männliche Dominanz, und plädieren gleichzeitig für grundlegende Reformen in der Kirche.
Holzinger, bekannt für ihre Radikalität und Stunts in den Inszenierungen, fordert mit „Sancta“ zum Umdenken auf und zeigt deutlich ihre Kritik am diskriminierenden Frauenbild und der unzureichenden Aufklärung von Missbrauchsfällen. Die Aufführung endet mit einem Appell zur Veränderung und einer Reminiszenz an den Musical-Film „Rocky Horror Picture Show“. Florentina Holzinger hat mit ihrer Operndarbietung erneut die Theaterwelt aufgerüttelt und bewiesen, dass sie zu den aufsehenerregendsten Künstlerinnen der Gegenwart gehört.
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